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Theorien erweiterter Tonalität und vagierender Akkorde

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Vagierende <strong>Akkorde</strong> – übermäßige Sextakkorde<br />

Abbildung 187: Weiterführungsmöglichkeiten des nebendominantischen übermäßigen Quintsextakkords (vgl.<br />

Schönberg, Harmonielehre, S. 305)<br />

Auch bei den übermäßigen Sextakkorden kommt Schönbergs „Nachlässigkeit“ bei harmonisch<br />

richtiger Notierung zu tragen, denn er verwechselt des Öfteren Akkordtöne enharmonisch, um<br />

melodisch richtig zu notieren 398 : „Es ist überflüssig zu sagen, daß es nicht viel zum Zweck hat,<br />

sich den Kopf zu zerbrechen, ob man wegen der harmonischen Bedeutung cis oder des, gis oder<br />

as schreiben soll. Man schreibt das Einfachste.“ 399<br />

Schönberg weist auch darauf hin, dass der übermäßige Quintsextakkord durch enharmonische<br />

Verwechslung einen Dominantseptakkord darstellt <strong>und</strong> zeigt, wie man mit diesem Wissen<br />

die Tonart „bereichern“ kann: Indem man die Terz des Nonenakkords (bzw. den Gr<strong>und</strong>ton des<br />

übermäßigen Quintsextakkords) enharmonisch verwechselt, wird diese zur Sept eines Dominantseptakkords.<br />

Der übermäßige Quintsextakkord ermöglicht so, weit entfernte Tonarten in die<br />

Komposition einzubeziehen: Auf den übermäßigen Quintsextakkord in C-Dur (fis-as-c-es) folgt<br />

normalerweise der Dreiklang oder der Vorhaltsquartsextakkord der V. Stufe (g-h-d oder g-c-e).<br />

Durch die Umdeutung des fis zu ges wird der übermäßige Quintsextakkord zum Dominantseptakkord<br />

in Des-Dur (as-c-es-ges) (Abb. 188). 400 Auf diese Weise gelangt man zu einer um einen<br />

Tritonus entfernten Tonart, also folgt statt der erwarteten V. die erniedrigte II. Stufe.<br />

Abbildung 188: enharmonische Verwechslung des übermäßigen Quintsextakkords zum Dominantseptakkord<br />

(vgl. Schönberg, Harmonielehre, S. 299)<br />

Schönberg verbindet die übermäßigen Sextakkorde auch mit dem verminderten Septakkord,<br />

dem übermäßigen Dreiklang <strong>und</strong> dem neapolitanischen Sextakkord (Abb. 189).<br />

398 So notiert Schönberg etwa den künstlichen übermäßigen Quintsextakkord auf der I. Stufe in C-Dur als e-ges-bcis<br />

statt e-ges-b-des (vgl. Abb. 187, T. 1), oder jenen auf der III. Stufe in Moll statt (es-)g-heses-des-fes als g-acis-e<br />

(Schönberg, Harmonielehre, S. 304/186).<br />

399 Schönberg, Harmonielehre, S. 307.<br />

400 Diese Umdeutung ist natürlich auch in die andere Richtung möglich: ein Dominantseptakkord wird durch die<br />

enharmonische Umdeutung seiner Sept zum übermäßigen Quintsextakkord.<br />

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