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Jahresbericht Jugend 2011 - Landeskriminalamt Niedersachsen

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<strong>Jahresbericht</strong> <strong>Jugend</strong>kriminalität und <strong>Jugend</strong>gefährdung in <strong>Niedersachsen</strong> <strong>2011</strong><br />

Schwellentäter „einzufangen“. Zu den getroffenen Maßnahmen gehörten neben einem Sachbearbeiter- und<br />

einem Schulwechsel auch ein Umgangsverbot zu seinem 12-jährigen Freund seitens der Eltern.<br />

PI Stade<br />

� Hier ergab sich bei einem Täter ein Faktorisierungswert von 35 Punkten bei 19 Straftaten, die überwiegend<br />

im Körperverletzungsbereich zu finden waren. In der 3. Sitzung des „Runden Tisches“ wurde der Täter nach<br />

Auswertung der Gesamtumstände als Intensivtäter eingestuft. Trotz regelmäßiger Hausbesuche und entsprechender<br />

Gefährderansprachen wurde er in der Zeit vom 28.01.<strong>2011</strong> bis zum 30.07.<strong>2011</strong> weiterhin mit 17<br />

Taten straffällig. Wegen der fortgesetzten Begehung von Straftaten wurde ein 6-monatiges Aufenthaltsverbot<br />

für einen Teilbereich der Stadt Stade erlassen, was im Zusammenhang mit gerichtlichen Weisungen (<strong>Jugend</strong>arrest,<br />

Teilnahme an einem Anti-Aggressionskurs) dazu geführt hat, der Täter letztendlich seit dem<br />

30.07.<strong>2011</strong> nicht mehr straffällig wurde. Zurzeit absolviert er ein Praktikum in einem Stader Lebensmittelmarkt<br />

und hat bei weiterhin positiver Entwicklung gute Chancen, dort einen Ausbildungsplatz zu bekommen.<br />

Altersbedingt ist er zwar am 12.07.<strong>2011</strong> aus dem Intensivtäterprogramm herausgefallen, wurde jedoch bis<br />

zum Ablauf des Kalenderjahres weiterhin durch das FK 6 betreut.<br />

� In der PI Stade wurde zusätzlich zum „Runden Tisch“ für Fallkonferenzen die Arbeitsgruppe „Leit-Werk-<br />

Stade“ auf Initiative des ambulanten Justizvollzugdienstes eingerichtet. Hierin sind Mitarbeiter aus Sozialarbeit,<br />

Bewährungshilfe, Arbeitsagentur und Polizei vertreten. In Gruppenarbeit, Hinzuziehung von externen<br />

Referenten und gezielter Elternarbeit soll das Klientel sozialisiert werden. Hier wurde nachweislich die Zahl<br />

der von Intensivtätern begangenen Taten erheblich reduziert. Zudem konnten einige kriminogene Strukturen<br />

gelöst werden.<br />

Andererseits wird auch deutlich, dass nicht immer alle Maßnahmen in gleicher Weise wirken.<br />

Es kommt trotz aller ausgeschöpfter Maßnahmen immer wieder vor, dass Intensivtäter strafrechtlich<br />

in Erscheinung treten<br />

Beispiele:<br />

PI Lüneburg / Lüchow-Dannenberg / Uelzen<br />

Ein bereits in 2010 eingestufter 14-jähriger Junge mit Migrationshintergrund ist weiterhin im Deliktsfeld Körperverletzungen<br />

und Raub mit mehreren anderen <strong>Jugend</strong>lichen aktiv. Die Ermittlungen dauern an. In Absprache mit der<br />

Justiz sind hier freiheitsbeschränkende Maßnahmen angedacht. Der kindliche Bruder ist hier mittlerweile auch als<br />

Schwellentäter „aktiv“. Beide sind nicht mehr bereit vor der Polizei auszusagen.<br />

PI Rotenburg / W.<br />

Ein 17-jähriger <strong>Jugend</strong>licher aus Hessen wurde in Rotenburg in einer stationären <strong>Jugend</strong>hilfeeinrichtung untergebracht,<br />

weil er bereits in Hessen als Intensivtäter eingestuft worden war. Der <strong>Jugend</strong>liche war hoch intelligent,<br />

besuchte das Gymnasium, bewältigte den Lehrstoff ohne Probleme und schien sich hier gut zu integrieren. Leider<br />

musste man jedoch später feststellen, dass er nicht nur hoch intelligent, sondern auch hoch kriminell war und es<br />

verstand, sich nach außen hin unauffällig zu benehmen. Gemeinsam mit einem mittlerweile Erwachsenen aus<br />

Rotenburg beging er eine ganze Reihe von Wohnungseinbrüchen und konnte im Oktober <strong>2011</strong> mit 30 Taten<br />

überführt werden. Mittlerweile befindet er sich in U-Haft.<br />

Ebenso ist auch die Mitarbeit der Eltern nicht immer von Erfolg gekrönt.<br />

PD Hannover<br />

Während eines häuslichen Streits beleidigte und bedrohte ein anderer 16-jähriger Intensivtäter seine Mutter mit<br />

dem Tod. Die alleinerziehende Mutter stellte Strafantrag. Schon zuvor war es zwischen dem <strong>Jugend</strong>lichen und<br />

seiner Mutter wiederholt zu Streitigkeiten, Beleidigungen und verbalen Drohungen sowie Sachbeschädigungen<br />

und Diebstählen in der Wohnung gekommen. Die Mutter tauschte schließlich das Schloss der Wohnungstür aus<br />

und bat die Polizei nach einer wiederholten Abgängigkeit ihres Sohnes diesen im Falle einer Inobhutnahme nicht<br />

mehr in ihre Wohnung, sondern der Clearingstelle des <strong>Jugend</strong>amtes zuzuführen.<br />

PI Osnabrück<br />

Die PI Osnabrück berichtet, dass allein im PK Bramsche fünf Jungen als Intensivtäter erfasst sind, deren Verhalten<br />

zudem an „Unbelehrbar- und Respektlosigkeit gegenüber <strong>Jugend</strong>amt, Lehrern, Pädagogen und auch Polizeibeamten<br />

kaum zu übertreffen“ sei. Bei ihnen kommt hinzu, dass fast alle Eltern den behördlichen Maßnahmen<br />

untätig, gleichgültig und sehr unkooperativ gegenüberstehen.<br />

<strong>Landeskriminalamt</strong> <strong>Niedersachsen</strong><br />

Dezernat 32, Zentralstelle <strong>Jugend</strong>sachen<br />

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