Jahresbericht Jugend 2011 - Landeskriminalamt Niedersachsen
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<strong>Jahresbericht</strong> <strong>Jugend</strong>kriminalität und <strong>Jugend</strong>gefährdung in <strong>Niedersachsen</strong> <strong>2011</strong><br />
Deliktischer Schwerpunkt sind hier die Körperverletzungen (1.980 Fälle), die über 84% der<br />
Rohheitsdelikte ausmachen und um -2,13% zurückgegangen sind. Anzumerken ist, dass es<br />
sich bei dem überwiegenden Teil der Körperverletzungen um vorsätzliche leichte Körperverletzungen<br />
handelt (1.336 Taten). Im Vorjahr waren es 1.365 Delikte.<br />
Raubdelikte, Nötigungen und Bedrohungen stellen nur 15,30% der Rohheitsdelikte dar; ihr<br />
Anteil an den Gesamtdelikten beträgt 5,21%.<br />
Tabelle 38: Straftaten an Schulen; Fallzahlen Rohheitsdelikte (2006 - <strong>2011</strong>)<br />
Fallzahlen<br />
2006 2007 2008 2009 2010 <strong>2011</strong> Fallzahlen-<br />
Gesamt<br />
<strong>Landeskriminalamt</strong> <strong>Niedersachsen</strong><br />
Dezernat 32, Zentralstelle <strong>Jugend</strong>sachen<br />
Anteil in % an<br />
Rohheitsdelikten<br />
Veränderung<br />
10/11 in %<br />
Delikte gesamt 10.523 9.796 8.575 8.133 7.498 6.899 100 -7,99<br />
Rohheitsdelikte 2.880 2.831 2.598 2.474 2.418 2.352 34,09 100,00 -2,73<br />
darunter Raubdelikte 135 119 89 110 73 70 1,01 2,98 -4,11<br />
Körperverletzung 2.342 2.361 2.195 2.015 2.023 1.980 28,70 84,18 -2,13<br />
Nötigung 122 87 71 87 77 91 1,32 3,87 18,18<br />
Bedrohung 262 258 227 241 222 199 2,88 8,46 -10,36<br />
Erpressung 73 63 44 64 64 66 0,96 2,81 3,13<br />
Die Mehrzahl der Tatverdächtigen der Rohheitsdelikte gehört der Altergruppe der 14 bis 16-<br />
Jährigen an (1.045 TV) und ist mit insgesamt 1.977 TV (0 bis 18 Jahre) männlich geprägt.<br />
Fallbeispiele:<br />
• Die Schulleitung teilt mit, dass eine 14-jährige Schülerin wiederholt Schüler und Lehrer massiv angreift und in<br />
der Folge auch vorsätzliche Sachbeschädigungen begeht.<br />
• Ein Lehrer hört Hilferufe von der Bushaltestelle und beim Eintreffen sieht er, wie eine Schülerin eine Mitschülerin<br />
massiv gegen den Kopf und den Rücken schlägt und ihr Knietritte in den Unterleib verteilt. Der Lehrer<br />
wird von dem tatverdächtigen Mädchen verbal angegriffen. Die Täterin begründet ihr aggressives Verhalten<br />
mit der Feststellung, dass das Opfer sie zuvor mit den Worten „Kopftuchschlange“ provoziert habe und ihr<br />
Handeln deshalb gerechtfertigt sei.<br />
• Ein 14-Jähriger zückte nach einer, wie es zunächst erschien, kleineren Auseinandersetzung mit anderen<br />
Mitschülern ohne Grund ein Messer und stach einen der Jungen in den Rücken, der dadurch aber nur leichte<br />
Verletzungen erlitt. Als der Lehrer hinzukam, stand der 14-Jährige unter leichtem Schock und weinte bitterlich.<br />
Das Messer ließ er sich ohne Probleme abnehmen. Wie sich später herausstellte, wurde er zuvor über<br />
ein halbes Jahr lang von sechs Mitschülern drangsaliert und gemobbt. Die entwürdigenden Tätlichkeiten führten<br />
bei dem 14-Jährigen zu schmerzhaften Verletzungen. An einen Lehrer hatte er sich nie gewandt. Unmittelbar<br />
vor der Tat hatte er sich mit einem Messer bewaffnet, um weitere Übergriffe von sich abzuwehren. Als<br />
er dann von den Tätern umringt wurde, eskalierte die Situation.<br />
5.2.6 Störung des öffentlichen Friedens durch Androhung von Straftaten<br />
In den vergangenen Jahren wurden Amokdrohungen über die beim LKA eingegangenen<br />
WE-Meldungen gezählt und ausgewertet.<br />
Für das Jahr <strong>2011</strong> – und zum Vergleich retrograd für 2010 – wurde eine VBS-Auswertung<br />
durchgeführt. Dazu wurden alle Straftaten mit dem PKS-Schlüssel 620001 (§ 126 StGB Störung<br />
des öffentlichen Friedens durch Androhung von Straftaten) und einer Eintragung im<br />
Kurztext „Schule“ oder „Amok“ (händische Auswertung) in einer Tabelle zusammengefasst.<br />
Auf diese Weise wurde festgestellt, dass es im Jahr <strong>2011</strong> zu 102 Amokdrohungen an Schulen<br />
gekommen ist. Im Jahr 2010 waren es noch 130 Fälle.<br />
Die sinkende Tendenz, die bereits bei der Auszählung der WE-Meldungen von 2009 zu 2010<br />
festgestellt wurde, hat sich damit auch im Jahr <strong>2011</strong> weiter fortgesetzt. Eine Häufung von<br />
Fällen an markanten Daten, z.B. an den Jahrestagen der Amokläufe von Erfurt, Winnenden<br />
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