Ethnographische Parallelen und Vergleiche - Centrostudirpinia.It

Spiele.
die Schwarzen dabei einen außerordentlichen Scharfsinn entwickehi
und eine so große Mannigfaltigkeit in den Verknotungen ausführen,
daß dagegen unsere europäischen Kinderspiele der Art armselig
erscheinen.
Hauptsächliche Verbreitung scheint dieses Spiel bei den malayo-
polynesischen Völkern zu haben.* AIsWallace an einem regnerischen
Tage mit einer Anzahl Dajakknaben zusammensaß, zeigte er ihnen
das europäische Fadenspiel (cat's cradle. Katzenvviege, der Engländer).
.,Zu meinem großen Erstaunen konnten sie es ganz genau und sogar
besser als ich." Sie machten verschiedene neue Figuren, die den
Briten „ganz in Verlegenheit versetzten."' Von da aus verfolgen
wir dieses Spiel nach der Ostspitze Neu-Guineas. The Motu-children
arc as well versed in the intricacies of cat's-cradle as are the Eng-
lish. = Endlich auf Neu-Seeland, wo dieses Lieblingsspiel der Maori
einen mythologischen Beigeschmack hat, denn dort soll es von dem
Nationalgotte Maui erfunden worden sein, nach welchem es auch
benannt worden ist. Mit großer Geschicklichkeit bilden sie Figuren
durch die FadenverschHngungen, welche mit Zuhilfenahme der Phan-
tasie als Gott Maui, wie er fischt oder als Hine-nui-te-po, Göttin
der Nacht, angesehen werden. 3 Dasselbe Fadenfigurenspiel beobachtete
M. Büchner auf den Fidschiinseln; er glaubt freilich, es sei von den
Missionaren eingeführt,-* eine Ansicht, welche gegenüber der weiten
Verbreitung dieses Spieles in Polynesien hinfällig wird. Die Ein-
führung ist älter als das Auftreten der Weißen in der Südsee; von
Ostasien ist es wohl östHch über die Inseln gewandert. Aber nach
dem arktischen Amerika führt hier keine Brücke und wir müssen
da nach bisher unbekannten Zwischenstationen suchen, Einführung
oder spontane Entstehung bei den Eskimos annehmen.
Sinneschärfende Spiele. Spiele, welche zur Ausbildung der
Körperkraft dienen, welche die Schärfe der Sinne, namentlich des
Gesichtes und der Hände fördern, sind gleichfalls allgemein verbreitet
und zeigen eine große Abwechslung. Wir hören von den Nord-
australiern, daß sie solche Spiele, welche auf die Ausbildung der
Muskelkraft hinspielen, allerdings verschmähen, dagegen solche be-
vorzugen, die das Gesicht schärfen. So sitzen sie z. B. im Kreise
1 Wai-lace, Malayischer Archipel. Deutsch von A. B. Meyer. I. 125.
2 Turner im Journ. Anthropolog. Instit. VII. 483.
3 DiEFFENBACH, Travels in New Zealand. II. 32. — R. Taylor, Te ika a
Maui. 130. 347.
4 Buchner, Reise durch den Stillen Ozean. Breslau, 1878. 269.
Andree, Parallelen. N. F. 7
97