Ethnographische Parallelen und Vergleiche - Centrostudirpinia.It
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1 70<br />
Beschneidung.<br />
das kommende Geschlecht: der aus Prinzip unbeschnittene Sohn wird<br />
schwerhch aus Prinzip im Judentum bleiben. Ein mit der Verleugnung<br />
des Talmud <strong>und</strong> des Messias, d. i. mit dem Aufgeben von<br />
Vergangenheit <strong>und</strong> Zukunft verb<strong>und</strong>ene Abschaffung der Beschneidung<br />
schneidet das Leben des Judentums mitten entzwei; ein Selbstmord<br />
ist keine Reform."<br />
So bleibt die durch die Beschneidung bewirkte Absonderung<br />
fortbestehen <strong>und</strong> das durch dieselbe gestärkte jüdische Nationalgefühl<br />
erhalten.<br />
Mohammedaner. Die Beschneidung ist streng genommen kein<br />
Dogma des Islam, sondern nur ein traditioneller Gebrauch (Sonnat).<br />
Trotzdem wird sie immer geübt, ja das Volk, welches überall gern<br />
an F'ormen hängt, hält sie für den wichtigsten Akt bei der l^ekeh-<br />
rung zum Islam. Mohammed schweigt im Koran über die Beschnei-<br />
dung, woraus hervorgeht, daß er sie als stehenden, vorhandenen<br />
Gebrauch annahm <strong>und</strong> daß sie älter als der Koran ist. Sie war bei<br />
den Arabern sicher ein selbständiger, uralter Gebrauch, wie bei<br />
Ägyptern, Juden <strong>und</strong> so vielen anderen Völkern <strong>und</strong> vererbte sich,<br />
ohne durch die Religion geboten zu sein, von Geschlecht auf Ge-<br />
schlecht. Ismael, der Sohn Abrahams <strong>und</strong> nach der Bibel der Vor-<br />
fahr der heutigen Araber, wurde in seinem dreizehnten Jahre beschnitten-'<br />
<strong>und</strong> JosEPHUs berichtet, daß dieses das Jahr sei, in welchem<br />
zu seiner Zeit die Araber die Beschneidung ausführten. Mit dem<br />
Islam aber trugen die erobernden Araber die Beschneidung bis nach<br />
Innerasien <strong>und</strong> Innerafrika <strong>und</strong> brachten dieselbe Völkern, welche<br />
sie vorher wohl kaum gekannt hatten, so den Eraniern <strong>und</strong> mongo-<br />
lischen Stämmen, welche den Propheten bekennen, während sie an-<br />
derseits (Indonesien) mit altheimischem Brauche zusammentraf.<br />
' Vernachlässigung der Beschneidung kommt übrigens vor <strong>und</strong> selbst bei den<br />
Rabbinern der Rcformpaitei treten zuweilen laxe Gr<strong>und</strong>sätze in dieser Beziehung auf.<br />
Der jüdische Reformverein in Frankfurt am Main erklärte die Beschneidung als Neben-<br />
sache <strong>und</strong> schlug ihre Abschaffung vor. Unter den von ihm angeführten fünf Gründen<br />
ist der letzte am meisten zu berücksichtigen, daß der Eintritt der Töchter in das Juden-<br />
tum durch nichts bezeichnet wird, übrigens die Geburt den Israeliten macht <strong>und</strong><br />
der von jüdischen Eltern abstammende zum mosaischen Glauben gehört, selbst wenn er<br />
kein einziges Zeremonialgebot beachtet, so lange er nicht die Gr<strong>und</strong>lehrcn von einem<br />
einzigen Gott <strong>und</strong> der Offenbarung leugnet (Die Beschneidung von Dr. Bi'.RGSON. Berlin,<br />
1844). Selbst Dr. G. Riksskr bezeichnete die Beschneidung als eine leere, aber unschuldige<br />
Zeremonie, die dem Gewissen vieler entbehrlich scheint. Dagegen ZuNZ<br />
<strong>und</strong> mit ilim die Mehrheit der Juden wie (;ben. Beschneiden heißt im Judcndcutscli<br />
„jüdischen". ^ 1 Mos. 17, 25.