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Ethnographische Parallelen und Vergleiche - Centrostudirpinia.It

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Beschneidung. löj<br />

Grandidikk' nennt die Beschneidung bei den Sakalaven la pre-<br />

miere ceremonie religieuse, welcher die Kinder unterworfen werden.<br />

F'estlichkeiten finden erst statt, wenn man sicher ist, daß die sorglos<br />

ausgeführte Operation ohne Schaden verlief. Was die Operation<br />

selbst angeht, so umgeben die nächsten Verwandten das Kind <strong>und</strong><br />

bedecken es mit ihren Lambas (Gewändern), der Vater hält den<br />

Knaben im Arme <strong>und</strong> der Operateur vollführt die Amputation mit<br />

einem schlechten Rasirmesser. Der abgeschnittene Teil wird aus<br />

einer Flinte in die Luft geschossen oder auf die Spitze einer Lanze<br />

gesteckt über das Dach des väterlichen Hauses geworfen. Fällt der<br />

Speer gerade stehend in die Erde, so ist dies ein gutes Zeichen <strong>und</strong><br />

der Knabe wird mutig. Der Körper des Kronprinzen ist nach ma-<br />

dagassischen Begriffen heilig <strong>und</strong> der Oheim desselben hat, nach<br />

Grandidier, das Präputium zu verschlucken. Dieser Gebrauch, fügt<br />

er hinzu, sei bei vielen Familien verbreitet. Etwas anders erzählt<br />

Fressange^ die Sache: Nach ihm hat der Empananguin oder Henker<br />

die Operation auszuführen. Die abgeschnittenen Vorhäute legt er<br />

auf ein Brett <strong>und</strong> dann werden sie, nachdem die W<strong>und</strong>en mit ad-<br />

stringierenden Pulvern bestreut, aus Flinten in die Luft geschossen.<br />

„In früherer Zeit mußte der Empananguin die Vorhäute verschlucken."<br />

Auch Hildebrandt berichtet, daß bei den Sakalaven die Vorhäute<br />

in Flinten geladen <strong>und</strong> zu den auf Stangen stehenden Schutzidolen<br />

emporgeschossen werden. 3<br />

Beschneiden heißt madagassisch mamora, der Beschnittene fifora,<br />

effnifora oder honefora, die Beschneidung famouran.''<br />

Ägypter. Wo auf ägyptischen Monumenten ein Zeugungsghed<br />

dargestellt wird, <strong>und</strong> dieses geschieht sehr oft, da fehlt ihm stets die<br />

Vorhaut. Herodot erzählt II. 37. 104: „Die Colchier, Ägypter,<br />

Äthiopen allein haben von jeher ihr Glied beschnitten. Die Phönizier<br />

dagegen <strong>und</strong> die palästinischen Syrer gestehen selbst, dieses den<br />

Ägyptern abgelernt zu haben." Wie Ebers anführt, läßt Ambrosius<br />

in Ägyptern das 14. Lebensjahr zur Beschneidung bestimmt sein,<br />

was auch ungefähr das richtige sein dürfte. Auf einem höchst lehr-<br />

reichen Bilde vom Tempel des Chunsu zu Karnak, an dem leider<br />

der obere Teil fehlt, <strong>und</strong> das wahrscheinlich der Zeit Ramses II.<br />

angehört, sieht man die Beschneidung an einem sechs- bis zehn-<br />

1 Bull. SOG. de Geogr. VI. Ser. III. 397. 1872.<br />

2 Neueste Beiträge zur K<strong>und</strong>e von Madagaskar. Weimar, 18 12. 161.<br />

3 Zeitschrift der Ges. f. Erdk<strong>und</strong>e zu Berlin. XV. 115.<br />

4 Voyage de l'Astrolabe. Philologie. Paris, 1833.

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