Ethnographische Parallelen und Vergleiche - Centrostudirpinia.It
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Die Masken.<br />
kottamasken zeichnen sich diejenigen eines bärtigen Mannes <strong>und</strong><br />
einer jugendlichen Frau von Chiusi aus, bedeckt mit eingeritzten<br />
Zeichnungen von Frauengestalten <strong>und</strong> Tieren, welche Benndorf als<br />
Nachahmung natürlicher Tätowierung anspricht.<br />
Was die Deutung der antiken Totenmasken betrifft, so hält<br />
Benndorf dafür, daß sie ein möglichst treues l^ild des Toten geben<br />
sollen. Irgendwie sei daher allen Exemplaren der Charakter oder<br />
die Intention eines Porträts eigen; sie sollten auf dem Antlitze der<br />
Leiche liegen oder bei einer mimetischen Darstellung des Toten<br />
dienen. „Wie bei den meisten in hohes Altertum hinaufreichenden<br />
Sepulkralgebräuchen wird auch die Bedeutung der Sepulkralmasken<br />
ihrem Ursprung nach wesentlich religiös zu denken sein. So lange<br />
der Leichnam unbestattet zur Schau steht, soll das künstliche Bild<br />
den Eindruck des Lebens ungeschmälert erhalten oder diesen Ein-<br />
druck wie von einem höheren Wesen wirksam steigern. Wenn er<br />
dann der Erde übergeben ist, soll es ihn gegen widrige Einflüsse<br />
behüten, seine Ruhe abwehrend sichern. Das Bild ist damit für die<br />
Überlebenden wie für den Toten selbst zauberkräftig, eine Gabe der<br />
Pietät, die ihn mit dem Ausdruck der Vollendung aus dem Dasein<br />
scheiden <strong>und</strong> geschützt in die dunkle Zukunft hinübertreten läßt,<br />
eine fromme Täuschung der Trauer <strong>und</strong> ein frommes Schutzmittel.<br />
Der naive Charakter dieser Auffassung, welcher auf ein fortgeschrittenes<br />
Wissen um die Natur der Dinge <strong>und</strong> jede feinere Empfindung<br />
kindlich oder abstoßend wirkt, wie sich mit innerer Nötigung<br />
die Entwickelung des Menschen widerspricht, würde für sich allein<br />
einen sehr frühen Ursprung der Sitte verbürgen <strong>und</strong> ihre weite Ver-<br />
breitung erklären können. Unserm Verständnis ferner liegt die pro-<br />
phylaktische Kraft, welche die Maske auf dem Antlitz der Leiche<br />
im Grabe bewahrt; aber sie ergiebt sich für jeden mit antiken An-<br />
schauungen Vertrauten ohne weiteres aus jenem unfaßlich weiten<br />
Kreise altertümlicher Zaubervorstellungen, die mit elementarer Zähig-<br />
keit Jahrh<strong>und</strong>erte hindurch fortwirken <strong>und</strong> in den vom Licht der<br />
Kultur ungetroffenen Winkeln des Volkslebens fortwähren in immer<br />
neu sich verändernden <strong>und</strong> immer gleichen alten Formen. Wie des<br />
öfteren bemerkt kommt der Maske als solcher die Bedeutung des<br />
Schreckenden <strong>und</strong> Abwehrenden zu; gewiß nicht bloß, weil sie als<br />
eine dem lebendigen Organismus entnommene Teilform von fremd-<br />
artig gesteigertem Aussehen Verw<strong>und</strong>erung oder Angst einflößt,<br />
sondern überhaupt weil sie deckt <strong>und</strong> verschließt. Diese Bedeutung<br />
verstärkt sich, wo sie in Gold hergestellt ist, da dem Golde als