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Ethnographische Parallelen und Vergleiche - Centrostudirpinia.It

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e3 I^^s Zeichnen bei den Naturvölkern.<br />

eines Sandsturmes in der Wüste nicht begriffen habe, während er<br />

Figuren, wie Menschen. Kamele. Waffen u. dgl. sofort verstand <strong>und</strong><br />

sich darüber freute. Hier hegt Mangel an Übung vor, denn auch<br />

bei uns begreifen Kinder Figürliches sehr frühe, während das Ver-<br />

ständnis einer Landschaft ihnen noch lange verschlossen bleibt. Richtig<br />

aber ist die verschiedene Rassenbegabung in bezug auf die bildenden<br />

Künste, wie sich dieses ja selbst innerhalb der europäischen Völker<br />

zeigt <strong>und</strong> diese Begabung erscheint unabhängig von der sonstigen<br />

geistigen Kultur <strong>und</strong> Zivilisation eines Volkes.<br />

Es mag dieses durch die Beobachtung illustriert werden, welche<br />

A. R. Wallace über die Papuas von Dore auf Neu-Guinea gemacht<br />

hat. „Es ist seltsam" sagt er, ,,daß ein beginnender Kunstsinn mit<br />

einer so niedrigen Stufe der Zivilisation zusammengehen kann. Die<br />

Leute von Dore sind große Holzschnitzer <strong>und</strong> Maler. Wo an der<br />

Außenseite ihrer Häuser nur eine Planke vorhanden, ist diese mit<br />

rohen, aber charakteristischen Figuren bedeckt. Die hochspitzigen<br />

Schnäbel ihrer Boote sind mit Massen durchbrochener Arbeit ver-<br />

ziert <strong>und</strong> aus soliden Holzblöcken mit oft sehr geschmackvoller<br />

Zeichnung geschnitten. — — Würden wir es nicht schon wissen,<br />

daß ein solcher Geschmack <strong>und</strong> solche Geschicklichkeit mit der<br />

äußersten Barbarei vereinbar sind, so würden wir es kaum glauben,<br />

daß dasselbe Volk in anderen Dingen allen Sinn für Ordnung. Be-<br />

quemlichkeit <strong>und</strong> Wohlanstand gänzlich entbehrt. — Und doch haben<br />

sie alle eine ausgesprochene Liebe für die schönen Künste <strong>und</strong> ver-<br />

bringen ihre Mußezeit damit, Arbeiten zu verfertigen, deren guter<br />

Geschmack <strong>und</strong> deren Zierlichkeit oft in unseren Zeichenschulen bew<strong>und</strong>ert<br />

werden würden.''<br />

Wie hier, so zeigt sich auch noch anderwärts, daß auf tiefer<br />

Kulturstufe stehende Völker trotzdem eine relativ hohe Stufe in der<br />

Kunst erklommen haben können, eine Stufe, die gegenüber ihren<br />

sonstigen Leistungen als hoch bezeichnet werden muß. Daraus er-<br />

giebt sich, daß die Kunst nicht immer als die höchste Blüte in der<br />

Entwicklung eines Volkes auftritt. Die Begabung, die Anlage dazu<br />

ist weit verbreitet; sie schlummert aber <strong>und</strong> braucht nur geweckt<br />

zu werden. Man kann dieses so wenig leugnen, wie das Vorhanden-<br />

sein schöner Tenorstimmen unter Eskimo oder Melanesiern; da sind<br />

sie, aber Entwicklung <strong>und</strong> Verwendung finden sie nicht.<br />

Es ist hervorzuheben, daß bei den Zeichnungen der Naturvölker<br />

' Wam.ack, Maiayischer Archipel. Deuf-che Ausgabe. II. 300.

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