Ethnographische Parallelen und Vergleiche - Centrostudirpinia.It
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Beschneidung. I72<br />
nördl. Br.) lebender Araberstamm zeichnet sich durch besonderen<br />
Dialekt aus <strong>und</strong> wird von den übrigen Arabern als Ungläubige an-<br />
gesehen. NiEBUHR erzählt von ihm: ,;Sie beschneiden nicht nur die<br />
Vorhaut, sondern machen auch einen Schnitt in der Haut oben auf<br />
dem männUchen Gliede der Länge nach <strong>und</strong> lösen einen Teil der<br />
Haut am Unterleibe gänzlich ab. Wir waren am 23. Dezember 1762<br />
ein paar St<strong>und</strong>en in dieser Gegend am Lande <strong>und</strong> nahmen einige<br />
von diesen Arabern an Bord. Weil auch ihnen die Beschneidung<br />
der Araber auf unserem Schiffe, welche aus Oman waren, unbekannt<br />
war, so hatte von beiden Seiten einer gezeigt, wie er beschnitten<br />
war. Sie sollen sich eine besondere Ehre daraus machen, eine große<br />
Pein standhaft ertragen zu können. Sie hatten erzählt, daß sie demjenigen,<br />
welcher beschnitten werden soll, eine Lanze in die Hand<br />
gaben, welche er auf seinen Fuß setzen <strong>und</strong> während der ganzen<br />
Operation, ohne die geringste ängstliche Miene zu machen, <strong>und</strong><br />
ohne daß die Lanze zittert, mit unverrückten Augen immer nach<br />
der obersten Spitze sehen muß, wofern er nicht als ein feigherziger<br />
Mensch verachtet werden will. Diese Beschneidung soll nicht nur<br />
sehr schmerzhaft, sondern bei erwachsenen Personen bisweilen tödtlich<br />
sein." ' Die Südwestaraber beschneiden Knaben <strong>und</strong> Mädchen<br />
(letztere nicht bei allen ihren Stämmen) am 7., 14., 21. oder an<br />
einem anderen mehrfach siebenten Tage, oft erst nach mehreren<br />
Monaten.^ Mit den mohammedanischen Arabern hat sich die Be-<br />
schneidung über Nordafrika ausgebreitet.<br />
Die Araber Ägyptens üben die Beschneidung auch nicht zur<br />
gleichen Zeil aus, denn bei den Städtern findet sie im fünften bis<br />
sechsten, bei den Bauern selbst im zwölften oder erst im vierzehnten<br />
Jahre statt, wobei große Festlichkeiten veranstaltet werden. 3 In Ma-<br />
rokko ist die Beschneidung auch allgemein, indessen gilt sie „als<br />
nicht unbedingt erforderlich für den Islam", wie denn verschiedene<br />
mohammedanische Berberstämme dieselbe nicht üben.-*<br />
Da, wo Strabo 5 die am arabischen Meerbusen wohnenden Tro-<br />
glodyten erwähnt, von denen „einige beschnitten waren wie die<br />
Ägypter", sitzen heute die mohammedanischen Somal, bei denen<br />
die Beschneidune der Knaben <strong>und</strong> Mädchen im achten bis zehnten<br />
1 NiEBUHR, Beschreibung von Arabien. 269.<br />
2 Hildebrandt in Zeitschrift für Ethnologie. X. 397.<br />
3 Lane, Modern Egyptians. Lond., 1846. I. 86.<br />
4 RoHLFS, Erster Aufenthalt in Marokko. 70.<br />
5 Kap. 776.