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Ethnographische Parallelen und Vergleiche - Centrostudirpinia.It

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Beschneidung. 195<br />

(Nordaustralien) eine Verstümmelung des Penis statt. Die jungen<br />

Burschen werden von einer Anzahl Männer festgehalten <strong>und</strong> nun<br />

wird ihnen die Urethra mit einem Feuerstein der Länge nach auf-<br />

geschlitzt <strong>und</strong> der Kanal herausgenommen. Zuweilen ist der Schnitt<br />

nur kurz, zuweilen aber erstreckt er sich vom Scrotum bis zur Glans.<br />

Ein ähnlicher Gebrauch geht durch den ganzen Kontinent <strong>und</strong> kann<br />

bis zur großen australischen Bucht verfolgt werden.<br />

Was diesen außergewöhnlichen Gebrauch des Aufschlitzens des<br />

Penis von unten bis zur Harnröhre betrifft, so wird derselbe von<br />

dem deutschen Missionar Schürmann bestätigt. Nach ihm haben die<br />

14- bis 15 jährigen Knaben im Port Lincolndistrikt drei verschiedene<br />

Stufen von Einweihungszeremonien durchzumachen, von welchen die<br />

zweite, Pardnapas genannt, die Beschneidung begreift. Das Haar,<br />

welches der Knabe im ersten Stadium, dem Warrara, noch lang<br />

tragen durfte, wird nun in einem Knoten oben auf dem Kopfe zusammengeflochten<br />

<strong>und</strong> mit einem Netze aus gesponnenem Opossum-<br />

haar überzogen; der Penis wird mit einer Quaste aus dem gleichen<br />

Material versehen. Diese „heiligen" Unterscheidungszeichen werden<br />

einige Monate lang getragen; dann entfernt man das Haarnetz <strong>und</strong><br />

läßt die Haare lang herabhängen. Während dieser Zeit wird ohne<br />

besondere Zeremonie die schmerzvolle Operation vollzogen, deren<br />

Spezialitäten Schürmann nicht mit ansehen konnte. Die Schwarzen<br />

selbst vermögen keinen anderen Gr<strong>und</strong> dafür anzugeben, als daß<br />

ihre Vorfahren es so gemacht hätten. Den Weibern <strong>und</strong> Kindern<br />

erzählen sie, daß Midhalla, ein P'abelwesen, die Ursache der grausamen<br />

Verstümmelung sei. ""<br />

Nach den Mitteilungen von Dr. Richard Schomburgk kommen<br />

am Peake River in Südaustralien Aufschlitzen der Urethra <strong>und</strong> Beschneiden<br />

der Vorhaut zugleich vor. Die zu beschneidenden Knaben<br />

werden an einem Platze, der Wenta nurina = Vorhaut heißt, zu-<br />

sammengetrieben, ohne daß ihre Verwandten dabei sein dürfen.<br />

Sie sind dort unter der Obhut alter Männer, die sie alsdann auf<br />

den Rücken werfen <strong>und</strong> ihnen die Beine auseinanderhalten, während<br />

der Hervorragendste unter ihnen mit einem Feuersteinmesser die<br />

Vorhaut mit zwei Schnitten abträgt. Er wirft dann Erde auf die<br />

W<strong>und</strong>e <strong>und</strong> brennt sie mit einem glühenden Stocke. Während der<br />

1862. 24.<br />

1 E. Palmer, lourn. Anlhropol. Instit. XIII. 295.<br />

2 Ch. WiLHELMi, iManners and customs of the Australian Natives. Melbourne,<br />

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