Ethnographische Parallelen und Vergleiche - Centrostudirpinia.It
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Bcschnciduiig.<br />
Gegenwärtig wird die Operation folgendermaßen ausgeführt.<br />
Der Mohel (Beschneider) zieht die Vorhaut nach vorn <strong>und</strong> schUeßt<br />
dieselbe in eine Zange ein; der hervorstehende Teil wird alsdann<br />
mit einem Messer abgetragen; dieser Teil der Beschneidung heißt<br />
milah. Es folgt nun der zweite Akt: das Einreißen des übrig-<br />
gebliebenen Vorhautrestes mit den Daumennägeln des Mohel bis zur<br />
Corona glandis, dieser Akt heißt priah; nachdem so die Eichel ganz<br />
bloß gelegt ist, saugt der Mohel das Blut aus der W<strong>und</strong>e aus <strong>und</strong><br />
wendet dann noch blutstillende Mittel an, dieser Teil heißt mezizah.<br />
Auch die jüdische Sekte der Samaritaner, die nur noch in geringer<br />
Anzahl zu Nablus in Palästina existiert, führt regelmäßig am<br />
achten Tage nach der Geburt, selbst wenn dieser ein Sabbath ist,<br />
die Beschneidung aus. Der Priester verrichtet dabei einige Gebete<br />
<strong>und</strong> erteilt dem Knaben seinen Namen. '"<br />
Als die Juden in die Zerstreuung gingen, wurden sie ob der<br />
Beschneidung angefeindet <strong>und</strong> bei Verfolgungen, wo ihre Abkunft<br />
durch die Zirkumzision konstatiert werden konnte, wanden sie wieder-<br />
holt, um Täuschung in dieser Beziehung hervorzubringen, künstliche<br />
Vorhäute an. Zur Zeit des Antiochus Epiphanes erbauten einige<br />
Juden, die sich gern mit den Heiden vermischen wollten, ein Gym-<br />
nasium. Damit sie nun aber bei den Spielen, bei denen sie nackt<br />
erscheinen mußten, nicht als Juden erkannt wurden, machten sie<br />
sich, wie abweichend von Luther die richtige Übersetzung lautet,<br />
eine Vorhaut.<br />
^ Die Juden suchten nämlich durch Ziehen mittels<br />
Gilgal die Kinder Israels beschnitt, „steinerne" oder „scharf*' gewesen seien; man<br />
wollte nicht zugeben, daß damals die Juden sich noch der .Steinwerkzeuge bedient hätten.<br />
Gerade aber Steingeräte erhielten sich überall zu Kultuszwecken am längsten, so bei<br />
den alten Ägyptern <strong>und</strong> Römern. In der Vulgata läßt die Stelle Josua 5, 2 keinen<br />
Doppelsinn zu: Fac tibi cultros lapideos. Noch 1716 kam zu Rendel in der Wetterau<br />
jüdische Beschneidung mit einem Schiefersteine vor. (SCHUDT, Jüd. Denkwürdigkeiten.<br />
6. Buch, 26. Kap., Nachtrag. S. 227.) Auch zu HiOü LUDOLi'^s Zeiten kam bei den<br />
Abessiniern Beschneidung mit einem Steine vor. Alnajah gens Aethiopum cultris lapi-<br />
deis circumcisionem peragit. (Ludoi.ki llist. aethiop. Frankfurt a. M., 1681. III. i. 21.)<br />
Es ist in anderen Dingen beim Kultus ebenso: Die indischen Brahmanen erzeugen noch<br />
jetzt das heilige Feuer zum täglichen Opfer nach altbarbarischer Weise durch Reiben<br />
von zwei verschiedenen harten Holzstückchen (Tylor, Anthropology. 16) <strong>und</strong> wenn<br />
mexikanische Indianer sich jetzt zur Ader lassen, so benutzen sie dazu nicht etwa ein<br />
eisernes Messer, sondern, wie ihre Vorfahren vor Ankunft der Spanier, ein Stück scharfen<br />
Obsidians (Brasskur de Bourbourg, Mexique. III. 640).<br />
' Mehr bei J. P. Trusen, Darstellung der biblischen Krankheilen. Posen, 1843. 40.<br />
» H. Petermann, Reisen im Orient. I. 277. Vergl. auch Z. D. M. G. XX. 529.<br />
i I Macc. 1, 16.