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Ethnographische Parallelen und Vergleiche - Centrostudirpinia.It

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Hesclineidung. I85<br />

Wasser, freudiges Wasser!" Siebenmal wird das Wasser um das<br />

Haus herum getragen, in dem die Beschneidung vor sich geht; dann<br />

erst wird es hineingebracht. Die Mütter der Kinder flechten unter-<br />

dessen kleine Körbe aus Sandrifyblättern, für jedes Kind eins, in<br />

welchen dieses die unreifen Bananen zu halten hat, die dann als<br />

Faditra oder Sühnopfer weggeworfen werden.<br />

Kommt nun der Abend heran, so wird das Haus in einer be-<br />

sonderen Weise illuminiert. Im nordöstlichen, heiligen Winkel des<br />

Hauses wird ein Bananenstamm als Lampenständer aufgestellt. Die<br />

Lampe steht in einer irdenen Schüssel <strong>und</strong> ist aus genau vorgeschriebenen<br />

Materialien konstruiert. Nun folgen zwei oder drei Tage<br />

<strong>und</strong> Nächte lang Soratratänze <strong>und</strong> Salven werden abgefeuert. Während<br />

der Nacht findet eine anderweitige Vorbereitung, das Messen<br />

der Kinder statt. Dieses geschieht mit einem Volotara genannten<br />

Bambusstabe. Zuerst mißt man sie von der Erde bis zu den Hüften,<br />

dann bis zu den Schultern, zuletzt die ganze Höhe des Knaben.<br />

Darauf folgt der Segen, der folgendermaßen ausgeführt wird. Etwas<br />

von dem heiligen Wasser wird in eine flache Holzschüssel gegossen.<br />

Damit werden die Knaben bespritzt <strong>und</strong> dabei gesagt: „Der Knabe<br />

ist kein Kind mehr; er ist ein Mann, der den Strom zerteilt, der<br />

nicht im Netze gefangen wird. Der Bursche ist ein Bananenbaum<br />

im Norden der Stadt (d. h. er ist windgeschützt) mit ungebrochenen<br />

Blättern <strong>und</strong> jungen, nicht entfernten Schößlingen. Der<br />

Bursche ist kein Kind mehr! Er ist ein Sorohitra (Vogel) auf dem<br />

Felsen. Sein Vieh möge die Ebenen bedecken. Sein Geld möge<br />

ein großes Grab füllen! Seine Sklaven mögen sein Landhaus be-<br />

völkern!"<br />

Am darauf folgenden Morgen, dem Tage der Beschneidung,<br />

wird wieder Wasser geholt; dieses heißt aber „starkes Wasser". Für<br />

jedes Kind wird ein starker Mann ausgewählt, der das Wasser in<br />

derselben Weise wie das heilige Wasser holt. Mit dem Rufe „Kinder<br />

des Adlers" werden die Wasserträger empfangen <strong>und</strong> diese antworten:<br />

„Sie legen die Eier auf den Felsen." Am Stadtthor angelangt be-<br />

grüßt man sie mit Steinwürfen. Durch diese ihren Weg sich bah-<br />

nend, gelangen sie zur Lapa, dem Häuptlingshause, wo die zu beschneidenden<br />

Knaben auf einer Trommel nördlich vom Herde <strong>und</strong><br />

gegenüber dem Fenster sitzen. Ehe nun die Zirkumzision ausgeführt<br />

wird, sagt der Herrscher zu jedem Kinde seiner Familie: „Werde<br />

ein Mann, mein Bursche! Werde alt! Lebe lange! Erobere das Land,<br />

mein Bursche! Sei Herr des Königreichs!" Sobald nun die Ope-

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