02.06.2013 Aufrufe

Ethnographische Parallelen und Vergleiche - Centrostudirpinia.It

Ethnographische Parallelen und Vergleiche - Centrostudirpinia.It

Ethnographische Parallelen und Vergleiche - Centrostudirpinia.It

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Beschneidung. 2 I I<br />

Es erübrigt, die Anführung noch eines Gr<strong>und</strong>es, den man für<br />

die Entstehung der Beschneidung angiebt: nämüch ges<strong>und</strong>heitliche<br />

Rücksichten, Beförderung der ReinHchkeit, wie dieses z. B. die Samoaner<br />

auch ausdrückUch als Gr<strong>und</strong> der Beschneidung angeben."<br />

Das ist wohl denkbar <strong>und</strong> es mag in der That dieser hygienische<br />

Gr<strong>und</strong> vorhanden sein, zumal bei tropischen Völkern. Zu beachten<br />

bleibt aber immerhin, daß andere tropische Völker, welche die Be-<br />

schneidung nicht kennen, in bezug auf Zeugungsfähigkeit <strong>und</strong> Ge-<br />

s<strong>und</strong>heit der Genitalien nicht hinter den beschnittenen Völkern zu-<br />

rückstehen, <strong>und</strong> daß dieser Brauch — individuelle<br />

gerechnet — daher überflüssig erscheint.<br />

Ausnahmen ab-<br />

• Wenn neuerdings der<br />

jüdische Stabsarzt Dr. Rosenzweig ein Staatsgesetz fordert, nach dem<br />

auch die christliche Bevölkerung aus Sanitätsrücksichten der Be-<br />

schneidung unterworfen werden soU,^ so mag dieses der jüdischen<br />

Auffassung der Sache schmeicheln, wird aber von uns Deutschen<br />

sicher nie ernsthaft in Betracht gezogen werden. Vor ihm hat dieses<br />

bereits Dr. Clapar£;de gethans <strong>und</strong> ohne auf frühere Arbeiten Rücksicht<br />

zu nehmen, jüngst wieder Luigi Silvagni.'* Auch er nimmt<br />

an, daß lediglich hygienische Zwecke die Beschneidung herbeiführten.<br />

Nach ihm soll sie von den Ägyptern ausgehen, die sie den Juden<br />

mitteilten; die Mohammedaner verbreiteten sie weiter durch Afrika<br />

<strong>und</strong> Asien. Es ist nicht nötig näher hierauf einzugehen.<br />

Nach dem vorstehend entwickelten ist also zu verwerfen, daß<br />

die Beschneidung einen ursprünglich religiösen Charakter gehabt<br />

habe, wenn ihr auch bei den Juden später ein solcher verliehen<br />

wurde; es ist auch die Weihe des zeugenden Gliedes an die Gottheit<br />

ein viel zu beschränkter Gesichtspunkt, um diesen als allgemeinen<br />

Zweck gelten zu lassen; ges<strong>und</strong>heitliche Rücksichten führten gleich-<br />

falls den Brauch nicht herbei,, ebensowenig die Sucht nach Erbeutung<br />

der Geschlechtsteile erschlagener Feinde.<br />

Sicher ist aber die Beschneidung bei einigen Völkern ein Opfer<br />

für die Götter, gedacht in Verbindung mit Blutspenden <strong>und</strong> Menschen-<br />

opfern. Aber auch dieser Zweck ist nur ein beschränkter, zumeist<br />

bei amerikanischen Völkern vorkommender. Für die große Mehrzahl<br />

ist die von Bloss entwickelte Theorie als die richtige <strong>und</strong> maßgebende<br />

Beförderung der sexuellen Funktionen" hingestellt habe. Davon steht nicht ein Wort<br />

in Aütenrieth's Schrift.<br />

I Oben S. 199. 2 Zur Beschneidungsfrage. Schweidnitz, 1878.<br />

3 La circoncision et son importance dans la famille et dans l'etat. Paris, 1861.<br />

4 Archivio per l'antropologia vol. XV. 1886.<br />

14*

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!