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Ethnographische Parallelen und Vergleiche - Centrostudirpinia.It

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eines Instrumentes (Epispaster) oder eines blutigen Verfahrens, das<br />

von Celsus mitgeteilt wird ' <strong>und</strong> in einer Lostrennung des inneren<br />

Blattes von der Eichelkrone bestand, die verkürzte Haut zu ver-<br />

längern, welchem Umgehen des religiösen Gesetzes nebst den Talmudisten<br />

auch der Pseudomessias Barkochba durch die Anordnung<br />

eines im Akte der Beschneidung außer dem Transversalschnitte auch<br />

zu führenden longitudinalen Einhalt that. Daher jenes Einreißen des<br />

Vorhautrestes mit dem Daumennagel (priah).<br />

Spott <strong>und</strong> Hohn über die Sitte findet man genug bei den<br />

römischen Schriftstellern, so bei Juvenal,- der die Römer, welche<br />

jüdische Bräuche annahmen, höhnt:<br />

Wenn den Kindern zum Los ein Vater, der Sabbathe feiert,<br />

Bald dann werden sie nur verehren die Himmel <strong>und</strong> Wolken,<br />

Meiden des Schweines Genuß, als galt es vom Menschen zu essen,<br />

Weil auch der Vater es mied; bald legen sie ab auch die Vorhaut.<br />

Das Christentum verhielt sich feindlich gegenüber der Zirkum-<br />

zision <strong>und</strong> bereits Paulus erkannte, daß Beschneidung <strong>und</strong> Speise-<br />

gesetze die Absonderung der Völker von einander bewirken <strong>und</strong><br />

drang auf Aufhebung des unter den Judenchristen fortbestehenden<br />

Gebrauches.<br />

Über die Stellung, welche heute die deutschen Juden zur Be-<br />

schneidung einnehmen, werden wir durch ein Gutachten belehrt,<br />

welches im Jahre 1844 der berühmte jüdische Gelehrte Dr. L. Zunz<br />

abgab. 3 Derselbe bemerkt darin: „Es ist die Beschneidung, wie der<br />

Sabbath, eine Institution, keine bloße Zeremonie; nicht das Beschneiden,<br />

welches man Zeremonie nennen mag, sondern das vom<br />

achten Tage an Beschnittensein ist der Kern des Gebotes. Alle<br />

anderen Zeremonialhandlungen kehren im Leben vielfach wieder <strong>und</strong><br />

eine einzelne Übertretung, eine Unterlassung entscheidet nicht; sie<br />

ertragen ein Mehr oder Minder, ein Nachholen, <strong>und</strong> lassen eine die<br />

Mangelhaftigkeit der Handlung ergänzende Energie der Gesinnung<br />

zu. Alles das ist unstatthaft bei der Beschneidung, die von dem<br />

Augenblicke an, wo sie widergesetzlich unterbleibt eine fortwährende<br />

Übertretung bildet. Als Zeichen der Einheit <strong>und</strong> ewigen Dauer<br />

Israels — ein sichtbarer Akt der Übertragung <strong>und</strong> Vererbung des<br />

göttlichen Gesetzes — entscheidet die Unterlassung derselben für<br />

1 Medicina lib. cap. 25, § i. Rigler, Die Türkei <strong>und</strong> deren Bewohner. I. 237.<br />

2 Satyr. XIV.<br />

3 Gesammelte Schriften. Berlin, 1875. I^- I99'

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