Ethnographische Parallelen und Vergleiche - Centrostudirpinia.It
Ethnographische Parallelen und Vergleiche - Centrostudirpinia.It
Ethnographische Parallelen und Vergleiche - Centrostudirpinia.It
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Sympathie -Zauber. I e<br />
SO stirbt der ehemalige Inhaber desselben. Murrawun ist ein<br />
magischer Wurfstock aus Eichenholzrinde. Wenn man mit ihm auf<br />
seinen Feind zeigt, so wird dieser geschädigt. Man muß ein Haar<br />
des Feindes an dem Wurfstock mit Känguruhfett befestigen <strong>und</strong><br />
dann rösten, so erleidet der Feind Schaden.<br />
Leichhardt's schwarzer Begleiter Jemmy bewahrte auf der Reise<br />
jedes einzelne Haar auf, um es nach der Rückkehr an einem besondern<br />
Orte zu verbrennen. „Die höchst merkwürdige Gewohnheit<br />
steht bei den Schwarzen in Beziehung zu dem Glauben, daß keiner<br />
ihres Volkes eines natürlichen Todes sterbe. Sobald einer von<br />
ihnen krank wird, ziehen sie den Kululuk, Doktor oder Beschwörer,<br />
zu Rate, welcher ihnen sagt, daß ein Schwarzer des benachbarten<br />
Stammes das Lager des Leidenden besucht <strong>und</strong> ihm ein Haar ge-<br />
stohlen habe. Stirbt später der Kranke, so wird gesagt, der Dieb<br />
habe das Haar verbrannt, welches er früher gestohlen, <strong>und</strong> er sei<br />
dadurch die Ursache des Todesfalles.' "*<br />
Das häßlichste Verfahren haben in dieser Beziehung die Nar-<br />
rinjeri in Südaustralien, die begierig die Speiseabfälle ihrer Feinde,<br />
namentlich Gräten <strong>und</strong> Knochen suchen. Letztere werden zugespitzt,<br />
am Ende mit einem Klumpen von Ocker <strong>und</strong> Fett versehen <strong>und</strong><br />
dazu ein Fischauge oder ein Stück Fleisch von einer Leiche gethan.<br />
Kann man diesen ekelhaften Klumpen dann noch für kurze Zeit in<br />
die Brust einer verwesenden Leiche tauchen, so erhält er tödliche<br />
Kraft. Will nun der Besitzer dieses Zaubermittels sich an der Person<br />
rächen, die von dem Knochen gegessen, so steckt er den Talisman<br />
neben sein Feuer. Wie die fettige Masse schmilzt, tritt bei dem<br />
Feinde Krankheit ein, fällt sie vom Knochen ab, so erfolgt der<br />
Tod. Diese Zaubermittel werden Ngadhungi genannt <strong>und</strong> zuweilen<br />
hat ein australischer Schwarzer vier bis fünf solcher Ngadhungi für<br />
eben so viel verschiedene Personen. Auch treiben sie damit einen<br />
lohnenden Handel, da jeder, der irgend kann, ein auf ihn bezüg-<br />
hches Ngadhungi, welches er im Besitze eines andern weiß, gern<br />
erkauft. 3<br />
Die ausgestorbenen Tasmanier suchten einen Gegenstand, der<br />
ihrem Feinde gehörte, zu erlangen, wickelten denselben in Fett <strong>und</strong><br />
469- 476.<br />
1 Brough Smyth, The Aborigines of Victoria. Melbourne, 1878. I. 464.<br />
2 Dr. L. Leichhardt, eine biograph. Skizze von ZucHOLD. Leipzig, 1856. 58.<br />
3 The Native Tribes of South Australia. Adelaide, 1879. 33.