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Ethnographische Parallelen und Vergleiche - Centrostudirpinia.It

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Die Totenmünze. 27<br />

Über das Vorkommen der Totenmünze in Mitteleuropa in der<br />

neuesten Zeit hat ferner Rohholz ' eine Anzahl Belege zusammen-<br />

gestellt, aus denen wir das Nachfolgende mitteilen. In der preus-<br />

sischen Altmark steckte man der Leiche ein Sechserstück unter die<br />

Zunge, in der Neumark ein Viergroschenstück; in Groß-Keula in<br />

Thüringen genügte zu diesem Zwecke ein Pfennig; an der böhmischen<br />

Grenze der Oberpfalz giebt man ihr drei Pfennige; in Altenau im<br />

Harz nach Pröhle einen Dreier; in der Oberlausitz soviel als sie dem<br />

Pfarrer <strong>und</strong> Küster beim ersten Kirchgange geopfert haben würde,<br />

nämlich zwei Groschen <strong>und</strong> zwei Kreuzer, Oft entzieht sich der<br />

Brauch unserer persönlichen Wahrnehmung ohne deshalb aufgehört<br />

zu haben. „Nachdem Cantor Hille in Liepe bei Rathenow seit<br />

18 Jahren daselbst im Amte gestanden hat <strong>und</strong> bis heute ein aufmerksamer<br />

Beobachter des Volksbrauches gewesen ist, hat er doch<br />

erst zufallig neulich diese Sitte unter der Bevölkerung seines Dorfes<br />

entdeckt."<br />

Sehen wir uns nun nach <strong>Parallelen</strong> bei ferner stehenden Völ-<br />

kern um.<br />

Reverend Cole berichtet von den Santals, die zu den Autoch-<br />

thonen Indiens gerechnet werden, daß nach dem Tode alle Besitz-<br />

tümer neben der Leiche aufgestapelt werden <strong>und</strong> auch einige Rupien,<br />

wenn solche vorhanden, damit der Verstorbene in der künftigen Welt<br />

zahlen könne. ^<br />

Wenn ein Badaga in den Nilgiribergen Ostindiens dem Tode<br />

nahe ist, so wird ein kleines Goldstück (Birianhana) in Schmalz ge-<br />

taucht <strong>und</strong> demselben zum Verschlucken zwischen die Lippen gelegt;<br />

kann er das nicht mehr thun, so wird ihm solches um den Arm<br />

geb<strong>und</strong>en. Mit diesem Goldstück sollen die Reisekosten nach der<br />

anderen Welt bestritten werden <strong>und</strong> das kleine Geldstück ist ge-<br />

nügend, um den Wandernden sicher über jene „Fadenbrücke" zu<br />

bringen, welche nach ihrer Meinung das Thal des Todes von der<br />

unsichtbaren Welt trennt. 3<br />

Bei den Katschin, die an der chinesich- birmanischen Grenze<br />

wohnen, erhält der Verstorbene ein Stück Silber in den M<strong>und</strong>, da-<br />

mit dessen Geist bei der bevorstehenden Passage über einen großen<br />

Strom die Überfahrt bezahlen kann. ^<br />

' Deutscher Glaube <strong>und</strong> Brauch. Berlin i867. I. 190.<br />

2 Church Missionary Intelligencer 1879. 738.<br />

3 J. F. Metz, Die Volksstämme der Nilagiris. Basel, 1858. 77.<br />

4 G. Kreitner, Im fernen Osten. Wien, 1881. 970.

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