Ethnographische Parallelen und Vergleiche - Centrostudirpinia.It
Ethnographische Parallelen und Vergleiche - Centrostudirpinia.It
Ethnographische Parallelen und Vergleiche - Centrostudirpinia.It
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
22<br />
Baum <strong>und</strong> Mensch.<br />
das Mädchen heiratete. Alsdann wurden sie verkauft <strong>und</strong> der Erlös<br />
zur Ausstattung <strong>und</strong> Mitgift der Braut verwendet.<br />
Da wird es denn wohl auch auf alter Sitte beruhen, wenn der<br />
heutige Athener aus niederem Stande sagt: „Ich habe meiner Tochter<br />
so <strong>und</strong> so viel Bäume als Mitgift gegeben^', womit er Olivenbäume<br />
meint. ' Diese Bäume sind im Walde zerstreut <strong>und</strong> jeder Eigen-<br />
tümer kennt ganz genau die ihm gehörigen Exemplare, die er auch<br />
selber besorgt <strong>und</strong> pflegt.<br />
Bei den Tataren in Daghestan durfte niemand heiraten, bevor<br />
er nicht h<strong>und</strong>ert Fruchtbäume gepflanzt hatte ^ <strong>und</strong> die Neuvermählten<br />
bei den alten Indianern Nicaraguas received from the parents a piece<br />
of land and certain fruit-trees, which, if they died childless, reverted<br />
to their respective families. 3<br />
Daran schließt sich dem Sinne nach ähnlich ein hübscher Brauch<br />
im bayrischen Städtchen Hohenberg, wo jedes Kind bei seinem Abgange<br />
von der Schule auf sonst wenig benutztem Gemeindegr<strong>und</strong><br />
einen Obstbaum pflanzt, welcher während seiner ganzen Lebensdauer<br />
sein Eigentum bleibt.<br />
Die Sitte ist auch verbreitet bei den Stämmen im indischen<br />
Archipel <strong>und</strong> darüber hat der niederländische Ethnolog G. A. Wilken<br />
eine Zusammenstellung gemacht, der wir hier folgen.'» Wenn auf<br />
Amboina ein Kind geboren wird, so wird ein Baum gepflanzt, um<br />
das Alter des Kindes danach zu wissen. Auf Bali pflanzt der Vater<br />
des Kindes bei dessen Geburt eine Kokospalme auf sein Erbe, welche<br />
hier tanam-tubuh heißt <strong>und</strong> die mit dem neuen Weltbürger nun<br />
aufwächst. Bei den Javanen, wo der Gebrauch auch vorhanden war,<br />
ist derselbe jetzt seltener geworden. Die Makassaren <strong>und</strong> Buginesen<br />
auf Celebes beobachten denselben Gebrauch. Am neunten Tage<br />
nach der Niederkunft wird ein Fest veranstaltet, bei dem eine Sanro<br />
oder Zauberdoktorin eine Kokosnuss pflanzt, die mit dem Wasser<br />
begossen wird, in welchem man die Nachgeburt <strong>und</strong> den Nabelstrang<br />
gereinigt hat. Der so gepflanzte Kokosbaum heißt buginesisch<br />
tinaung, makassarisch simba; mit dem Kinde zugleich wachsend<br />
dient er dazu um dessen Alter annähernd anzugeben. Auch die<br />
Malayen auf Malakka pflanzen bei der Geburt eines Kindes eine<br />
Kokospalme, die als Maßstab des Alters für die Person gilt, bei<br />
' Pervanoglu, Kulturbilder aus Griechenland. Leipzig, 1880. 66.<br />
2 Bastian, Mensch in der Geschichte. III. 196.<br />
3 Transactions Americ. Ethnolog. .Soc. Nevv-York, 1853. III. 127.<br />
4 De Betrekking tusschen Menschen- Dieren- en Flantenleven. Amsterdam, 1884. 14.