Ethnographische Parallelen und Vergleiche - Centrostudirpinia.It
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202<br />
Beschneidung.<br />
allgemein in den ersten Tagen nach der Geburt beschnitten, ^ während<br />
nach Petrus Martyk die Beschneidung nicht allgemein war^ <strong>und</strong><br />
CoGOLLUDo <strong>und</strong> Laxha annehmen, daß es sich nur um ein Auf-<br />
schlitzen der Vorhaut gehandelt habe. 3<br />
Von den Chontales-Indianern im östlichen Zentralamerika be-<br />
richtet der Lizentiat Palacio die Beschneidung in der Zeit nach der<br />
P'ntdeckung. Er sah den Kazikcn von Gotera, von der Zeit her, da<br />
er noch Heide war, „sein Glied frei mit gespaltener Vorhaut tragen,<br />
nach einer heidnischen Sitte, welche in alter Zeit von den Tapfersten<br />
beobachtet zu werden pflegte." So hatten auch Indianer aus der<br />
Gegend von Cesori im Walde Götzendienst getrieben, „indem einer<br />
von ihnen seine Vorhaut aufgeschlitzt hatte <strong>und</strong> bei ein paar Knaben,<br />
die über zwölf Jahre alt waren, wurde von ihnen die Beschneidung<br />
nach jüdischem Gebrauche ausgeführt; das dabei fließende Blut<br />
opferte man einem Götzenbilde, Namens Icelaca, aus einem r<strong>und</strong>en<br />
Steine bestehend, mit zwei Gesichtern versehen." ^<br />
Deutlich geht aus diesem Berichte des Palacio hervor, daß die<br />
Beschneidung bei jenen Indianern nicht allgemeine Sitte war, daß<br />
es sich um eine Inzision handelte <strong>und</strong> daß sie zu dem Zwecke unternommen<br />
wurde, um Opferblut für die Götzenbilder zu erhalten,<br />
wobei dem Blute aus dem zeugenden Gliede der Vorzug gegeben<br />
wurde.<br />
Wie Squier bemerkt, bestand bei den alten Indianern Nicaraguas<br />
auch ein im übrigen Amerika weit verbreiteter Brauch. <strong>It</strong> consisted<br />
in sprinkling blood, drawn from the Organs of generation upon<br />
maize, which was afterwards distributed and eaten with great so-<br />
lemnity. This scenical rite may be traced through the rituals of all<br />
semi-civilized nations of America, s<br />
Auch dieser Brauch verbreitet einiges Licht über die vage <strong>und</strong><br />
unsichere Natur der Art <strong>und</strong> des Zweckes der mexikanischen <strong>und</strong><br />
mittelamerikanischen Beschneidung. Blutlassen, in Substituierung<br />
der Menschenopfer, war ein Teil des Kultus, <strong>und</strong> neben dem Beschneiden<br />
der Geschlechtsteile, um Blut daraus zu gewinnen, kommt<br />
das I^eschiiciden der Ohren vor. Wegen dieses Zusammenhanges<br />
des Blutlassens mit der Opferidee galt auch bei den Azteken das<br />
' Brasseuk DK BouRrjoURG, Ilist. des nations civilisees de Mexique. II. 51.<br />
2 WArrz, Anthropol. IV. 307. 3 Bancroft a. a. O. II. 679.<br />
4 San Salvador <strong>und</strong> Honduras im Jahre 1576. Aus dem Spanischen von A. von<br />
Frantzius. Berlin, 1873. 52.<br />
5 Transact. Americ. Ethnol. Soc. III. 145. New York, 1853.