Ethnographische Parallelen und Vergleiche - Centrostudirpinia.It
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Die Masken. lOO<br />
dürfen wir eine spontane Entstehung annehmen; der menschliche<br />
Geist arbeitet allenthalben <strong>und</strong> zu allen Zeiten <strong>und</strong> nach gleichen<br />
Gesetzen <strong>und</strong> ein Maskenerfinder kann gleichzeitig an Amerikas<br />
Nordwestküste <strong>und</strong> in Melanesien oder Afrika gelebt haben, wie<br />
denn in der That Erfindungen <strong>und</strong> Entdeckungen viel schwieriger<br />
Art, so auf wissenschaftlichem Gebiete, unabhängig von einander<br />
<strong>und</strong> gleichzeitig gemacht wurden. Aus dem Zwiespalt heraus hilft<br />
oft nur der historische Beweis. Wo derselbe nicht zu erbringen,<br />
wie im vorliegenden F"alle, mag jeder nach seiner Geschmacksrichtung<br />
wählen, ob spontane Maskenentstehung oder Entlehnung.<br />
Die Masken zu klassifizieren hält nicht leicht, <strong>und</strong> zwar aus<br />
dem Gr<strong>und</strong>e, weil zwischen den einzelnen hier aufgestellten Abteilungen<br />
keine festen Grenzen bestehen, weil die Bedeutung der Maske<br />
schwankt <strong>und</strong> diese leicht von einer in die andere Klasse hinüber-<br />
greift. Doch möge immerhin eine Einteilung hier versucht werden,<br />
welche die Masken im Kultus, im Kriege, in der Totenausstattung,<br />
in der Justiz, bei Schauspielen <strong>und</strong> Tänzen auf ethnologischer Gr<strong>und</strong>-<br />
lage behandelt. Weniger Wert dürfte auf eine Klassifizierung der<br />
Masken nach äußeren Merkmalen zu legen sein, wie sie von Dali,<br />
gegeben wurde. Dieser unterscheidet eigentliche Masken, welche<br />
das Gesicht verhüllen oder schützen sollen mit Augen- <strong>und</strong> Muiidößhungen;<br />
zweitens Masketten, die den ersteren gleich aber über<br />
dem Kopfe getragen werden <strong>und</strong> gewöhnlich ohne Öfihungen sind,<br />
<strong>und</strong> drittens Maskoiden, die nur maskenähnlich sind <strong>und</strong> nicht als<br />
Masken getragen werden.<br />
Die Masken im Kultus. Es läßt sich deutlich nachweisen,<br />
wie bei verschiedenen Völkern die Masken im Zusammenhange mit<br />
der Dämonenwelt stehen, <strong>und</strong> zwar nach mehr als einer Richtung<br />
hin. Einmal sollen sie den Menschen gegen die Dämonen schützen,<br />
indem sie, vor das Gesicht gelegt, den schädlich wirkenden Dämon<br />
über eine Person täuschen. Es ist dieses dieselbe naive Vorstellung,<br />
die bei einer weit verbreiteten Art der Namenänderung vorkommt:<br />
häßliche Namen schrecken die Dämonen <strong>und</strong> Änderung des Namens<br />
täuscht dieselben, der Krankheitsdämon wird betrogen.<br />
Kennt man den Dämon <strong>und</strong> seine Eigenschaften genau, so ver-<br />
hält man sich nicht mehr bloß verteidigungsweise, sondern geht<br />
zum Angriff. über, man fürchtet den bösen Geist nicht mehr, sondern<br />
sucht ihn zu verjagen, indem man sich selbst ein schreckliches<br />
I Beispiele in R. Andree, <strong>Ethnographische</strong> <strong>Parallelen</strong>. Stuttgart, 1878. 176.