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Ethnographische Parallelen und Vergleiche - Centrostudirpinia.It

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23 I^ic Totenmünze.<br />

Von den Laoten (nördliches Siam) wird berichtet, dass man der<br />

Leiche ein kleines Geldstück oder einen kostbaren Stein in den M<strong>und</strong><br />

gleiten läßt, „damit in jener Welt die Geistergebühr bezahlt werden<br />

kann", ohne die '<br />

bessere Jenseit nicht möglich ist.<br />

nach<br />

dem Glauben der Laoten der Eintritt in's<br />

Solches stimmt mit buddhistischen Anschauungen. Der Fluß<br />

Sandzu ist der Styx der Buddhisten, ein altes Weib versieht den<br />

Dienst des Charon <strong>und</strong> man legt, in Japan wenigstens, der Leiche<br />

ein Geldstück als Fuhrlohn in den Sarg. ^ Es hat sich selbst da, wo<br />

Leichenverbrennung in Japan stattfindet, ein hierher gehöriger Brauch<br />

erhalten. Man giebt bei der Verbrennung kleine Münzen mit <strong>und</strong><br />

wählt dazu lo Mon-Stücke (looo Mon = i Dollar) in verschiedener<br />

Anzahl, entweder neun, oder wie es in Tokio übUch ist, nur sechs.<br />

Da aber auf diese Weise sehr viel Scheidemünze aus dem Verkehr<br />

entschwindet, so begnügt man sich infolge einer Regierungs-<br />

verordnung damit, diese Münzen auf Papier abzudrucken <strong>und</strong> dieses<br />

dem Verstorbenen mitzugeben, ein Verfahren, das auch in China<br />

üblich ist. 3<br />

Daß bei finnischen Stämmen ähnliche Anschauungen herrschen,<br />

erkennen wir daran, daß die Wotjäken ihren Toten neben Waffen,<br />

Haushaltungsgcgenständen u. dergl. noch Geld mit in den Sarg<br />

geben. •» Und selbst in Afrika, wo man den Leichen der heidnischen<br />

Stämme in Bagirmi eine kleine Kürbisschale voll Kaurimuscheln mit<br />

in's Grab giebt, die auf den M<strong>und</strong> gestülpt wird <strong>und</strong> gleichsam als<br />

Zehrpfennig dient.<br />

5 Ludwig Woi.f fand ebenfalls, daß den Leichen<br />

der Freien bei den Hakuba am Lulua (südliches Zentralafrika) Kauri-<br />

muscheln in den M<strong>und</strong> gelegt werden.'^<br />

Auf dem Boden der neuen Welt, wo Münzen unbekannt waren,<br />

dürfen wir nicht hoffen auf die Totenmünze zu treffen. Zwar hatte<br />

man Wertmesser in den Kulturländern Amerika's <strong>und</strong> auch die<br />

Grabbeigaben, die den Glauben an ein künftiges Leben dokumen-<br />

tieren, fehlen keineswegs; aber eigentliche Münzen gab es nicht.<br />

Nur mit Vorbehalt <strong>und</strong> anderer Deutung fähig möchte ich daher<br />

Juli 1876.<br />

» C. Bock, Im Reiche des weißen Elephanten. Leipzig, 1885. 195.<br />

2 V. KuDRiAFFSKY, Japan. Wien, 1874. 36.<br />

3 DöMTZ, in Mitteilungen der deutschen ostasiaiischen Gesellschaft, lieft X. 29.<br />

4 M. Buch, Die Wotjäken. Helsingfors, 1882. 144.<br />

s G. Nachtigal, Sahara <strong>und</strong> Sudan, II. 687.<br />

6 Wissmann, Wolf, FRAN50IS <strong>und</strong> Ml'LLEk, Im Innern Afrikas. Leipzig, 1888. 241.

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