Ethnographische Parallelen und Vergleiche - Centrostudirpinia.It
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1 74<br />
Beschneidunij.<br />
Jahre ausgeführt wird. Die Heilung der l^eschneidungsw<strong>und</strong>e wird<br />
durch Aufstreuen von pulverisierter Hyraxlosung beschleunigt. ' Oft<br />
machen die südlichen Somal Einfälle ins Gebiet der heidnischen<br />
Wapokomo am Tana in 0.stafrika, um männliche Sklaven fortzu-<br />
führen, die durch Beschneidung gleich zu MosHm gestempelt wer-<br />
den.'' Über die Wapokomo vergleiche nocli weiter unten.<br />
Afrika. Unabhängig von den Mohammedanern besteht die Be-<br />
scheidung in Afrika als eine urtümliche, alte Sitte, welcher ein großer<br />
Teil der Negervölker, sowohl der Sudanneger als der Bantu, huldigt.<br />
Dicht nebeneinander wohnende Völker von derselben Abstammung<br />
<strong>und</strong> nahe verwandter Sprache unterscheiden sich oft dadurch, daß<br />
bei den einen die Beschneidung (Circumcisio oder Incisio) herrscht,<br />
während die anderen sie verwerfen. Völker, die weder von den<br />
Mohammedanern noch von den Juden etwas wissen, die heute erst<br />
entdeckt wurden, wie z. B. die Monbuttu, <strong>und</strong> die durch ungeheure<br />
Strecken Landes bewohnt von unbeschnittenen Stämmen getrennt<br />
sind, kennen <strong>und</strong> üben die Zirkumzision, die auch bereits von älteren<br />
Reisenden erwähnt wird. Gewöhnlich steht sie in Verbindung mit<br />
der Mannbarkeitserklärung, tritt also in einem ganz anderen Alter<br />
ein, als bei den Juden. Schon dieses, sowie daß der Brauch ein<br />
allgemeiner <strong>und</strong> unabhängiger ist, spricht gegen die von R. Hartmann<br />
angenommene Wahrscheinlichkeit, daß die Beschneidung von<br />
den Nigritiern durch die Vermittelung der alten Ägypter auf Juden<br />
<strong>und</strong> Mohammedaner übertragen worden sei. 3 Daß die Beschneidung<br />
in Afrika bei der Mannbarkeitserklärung manchen anderen politisch-<br />
religiösen Akten gleichsteht, dürfte kaum zu bezweifeln sein. Sub-<br />
.stituierend tritt für sie, wo sie fehlt, eine andere Handlung, Körper-<br />
verletzung, Tätowierung oder Deformation der Zähne ein. Die<br />
Herero haben z. B. die Beschneidung nicht; aber ihre mannbar<br />
werdenden Burschen empfangen dafür im 12. bis 16. Jahre das<br />
Nationalzeichen: die beiden oberen Schneidezähne werden in Gestalt<br />
einer umgekehrt römischen Fünf A ausgefeilt, drei bis vier untere<br />
ausgestoßen, t Und so vielfach bei anderen Völkern Afrikas. Die<br />
Sitte ist übrigens schwankend, wie z. B. die Abschaffung bei den<br />
Zulu lehrt <strong>und</strong> es dürfen aus dem Fehlen derselben nicht gleich<br />
' Hildebrandt in Zeitschrift f. Ethnol. VII. 4.<br />
2 Fischer in Mitt. Hamburg. Geogr. Ges. 1878 bis 1879. 8.<br />
3 R. Hartmann. Die Volker Afrikas. 178.<br />
4 josAi'HAT Hahn in Z'iitschrift für Erdk<strong>und</strong>e. IV. 301. (.1869.) <strong>Vergleiche</strong> den<br />
.Schädel in FRirsf H, Eingeborene Südafrikas. Taf. 32.