02.06.2013 Aufrufe

Ethnographische Parallelen und Vergleiche - Centrostudirpinia.It

Ethnographische Parallelen und Vergleiche - Centrostudirpinia.It

Ethnographische Parallelen und Vergleiche - Centrostudirpinia.It

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

34<br />

Der Donnerkeil.<br />

Anschauungen herrschen bei den Slaven. Nach dem Glauben der<br />

Wenden in der Lausitz ist das prähistorische Steingerät ein Ge-<br />

witterstein (njevvjedraskowy kamen). Er ist gut gegen Krankheiten<br />

<strong>und</strong> dient zum Besprechen. Bei Haisleiden drückt man ihn an den<br />

Hals; hat man Seitenstechen, so trinkt man abgefeilte Stückchen<br />

davon in Wasser. Die Löcher in diesen hochgehaltenen Steinen hat<br />

der Blitz geschlagen.'<br />

Der Südslave unterscheidet nicht zwischen prähistorischer Axt<br />

<strong>und</strong> Donnerkeil; beide nennt er strelica (Pfeilchen) oder nebeska<br />

strelica (Himmelspfeilchen). Ihr Besitz bringt Glück <strong>und</strong> Gedeihen<br />

in allen Geschäften <strong>und</strong> man trägt sie bei sich. -<br />

Durch ganz Polen herrscht der Aberglaube, daß die Donner-<br />

keile, hier Keile aus Feuerstein, unter die Schwelle eines neugebauten<br />

Hauses gelegt werden, um dieses vor Blitzschlag zu sichern. Nur<br />

ungern trennt sich der Litauer von solchen mit magischer Kraft<br />

ausgestatteten Steinen. Etwas abgekratztes Pulver von denselben in<br />

Branntwein genommen, heilt von verschiedenen Leiden, die Bauers-<br />

frauen legen ihn in den Backtrog, weil dann das Brot besser gerät.3<br />

Auch den Letten ist das Steingerät vom Gewitter herabgeschleudert;<br />

es heißt bei ihnen Perkuno akmu, des Perkun (?) oder Donners<br />

Stein, auch Perkuna lohde <strong>und</strong> Perkuno kulka, Donnerkugel. Hier<br />

ist der auch in Deutschland verbreitete Glaube vorhanden, daß der<br />

Stein mit dem Blitze in die Erde fährt <strong>und</strong> nach sieben Tagen wieder<br />

an die Oberfläche kommt. Er schützt vor Blitzschlag, die Milch vor<br />

Sauerwerden <strong>und</strong> heilt kranke Glieder.'*<br />

Daß dieselbe Anschauung auch bei finnischen Völkern verbreitet<br />

ist, dafür sprechen die iSeläge von den Esten. In seinem zu Ende<br />

des 17. Jahrh<strong>und</strong>erts erschienenen, ungemein inhaltreichen Werke:<br />

„Der einfältigen Esthen abergläubische Gebräuche", schreibt der alte<br />

Pastor JoH. Woi.FGANG Boecler: „Wann sie (die Esten) zum ersten<br />

Male donnern hören, ergreifen sie einen Stein <strong>und</strong> schlagen sich<br />

damit dreimal an Kopf, dann sollen sie in selbigem Jahre von allem<br />

Hauptweh befreit sein". Daß es sich hier um ein prähistorisches<br />

Steingerät handelt, erkennen wir aus dem Kommentar, welchen<br />

Kreutzwald zu dieser Stelle giebt. In Werroschen findet das Experiment<br />

noch mit solchen statt, der Kopf wird dadurch steinhart <strong>und</strong><br />

' W. V. Scnui.ENiUKG, Wendische Volkssagen. Leipzig, 1880. 270.<br />

2 Kkauss in Mitteilungen der Anthropol. Ges. in Wien. 1886. 152.<br />

3 KonN <strong>und</strong> Mehlis a. a. 0. I. 355.<br />

4 Mannhardt in Zeitschrift für Ethnologie. 1875. 294.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!