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Ethnographische Parallelen und Vergleiche - Centrostudirpinia.It

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IAÖ liie Masken.<br />

Wie schon Si rauch hervorgehoben hat, scheinen die Masken<br />

von Neu-Pommern <strong>und</strong> Neu-Hannover teils bei religiösen, teils bei<br />

profanen Tänzen benutzt zu werden, von Schleinitz ' bemerkt, daß<br />

in jenem Teile Neu-Mecklenburgs, wo die Tanzmasken am massen-<br />

haftesten <strong>und</strong> kunstvollsten vorkommen, Beschneidung der Vorhaut<br />

Sitte sei. hi anderen Teilen der Insel aber fehlt beides, so daß hier<br />

ein Zusammenhang stattzufinden scheint. Wo die Religion bei der<br />

Anthropophagie beteiligt ist, sagt vo\ Schi.eimtz ferner, scheinen<br />

die in den Tempeln aufbewahrten phantastischen Masken dazu zu<br />

dienen, die Sinne durch die Tänze der vermummten Gestalten aufzu-<br />

regen, um sie in die für ein solches kannibalisches Fest erforderliche<br />

Stimmung zu versetzen. Anderweitig ist aber weder von Aufbewahrung<br />

der Masken in den Tempeln noch von einem Zusammen-<br />

hange mit der Anthropophagie die Rede.<br />

Am wichtigsten <strong>und</strong> meiner Meinung nach am besten den Zweck<br />

dieser Masken erläuternd, ist der Bericht von Weisser.^ Die Stämme<br />

an der Küste Neu-Mecklenburgs, etwa vom Kap Jeschke bis Kapsu<br />

an der Nordseite, kennen den Gebrauch der Masken. Auch ist der-<br />

selbe auf den Inseln der Steffen- <strong>und</strong> Byronstraße verbreitet. Die<br />

Maskenzeit fällt einmal im Jahre <strong>und</strong> zwar auf die ersten Tage des<br />

Mai. Der Zweck scheint der zu sein, einmal im Jahre mit den<br />

Todfeinden friedlich zusammen zu kommen, wahrscheinlich um bei<br />

dieser Zusammenkunft Anlaß zu Streitigkeiten für ein weiteres Jahr<br />

zu finden. Die nebeneinander wohnenden Stamme, beziehungsweise<br />

die mit Kanoe zu erreichenden ferneren Stämme sind einander stets<br />

todfeind, <strong>und</strong> es vergeht fast keine Woche, in welcher nicht einer<br />

aus dem Stamme von einem anderen getötet <strong>und</strong> dann verspeist<br />

wird. So ziehen sich Kriege das ganze Jahr hindurch bis zum<br />

Friedens-(Masken-)Fest, Es herrscht also Comment suspendu. Jeder<br />

Krieger schnitzt sich im Laufe des Jahres eine Maske nach seinen<br />

Ideen <strong>und</strong> seinem Geschmack mit großer Kunstfertigkeit <strong>und</strong> bemalt<br />

sie. Es läßt sich daher denken, daß sogar unter einem großen<br />

Stamme fast alle Masken verschieden sind. Die Maske zeigt er<br />

während des Jahres niemandem, da es eine Hauptsache ist, vollkommen<br />

unerkannt zu bleiben. Ist sie fertig, so versieht er sie mit<br />

seinem Zeichen <strong>und</strong> bringt sie in das Maskenhaus (Lui da mama<br />

tua). Sobald anfangs Mai die letzten Masken fertig geworden, wird<br />

' Zeitschrift der Ges. f. Erdk<strong>und</strong>e zu Berlin. XII. 247. 253.<br />

^ Verhandlungen der Ges. f. Erdk<strong>und</strong>e zu Berlin. X. 293.

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