Projet_Notre Vision DE
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<strong>Projet</strong>_<strong>Notre</strong> <strong>Vision</strong> <strong>DE</strong> 10/01/06 11:31 Page 110<br />
schreckliche Phänomen des Menschenhandels. All diese Probleme zeigen, dass<br />
Sicherheitspolitik oft im Kleinen ansetzen muss, um langfristig zu wirken.<br />
Multilateralismus und Partnerschaft<br />
BENITA FERRERO-WALDNER<br />
Die Antwort auf die neue internationale Komplexität kann keine Serie von<br />
Alleingängen sein – wir brauchen langfristige Kooperation. Wir müssen all diesen<br />
Fragen eine umfassende internationale Ordnung entgegenstellen. Europa<br />
vertritt daher ein bestimmtes Modell der internationalen Beziehungen, nämlich<br />
einen effektiven Multilateralismus. Das ist unsere konkrete <strong>Vision</strong> für das<br />
Grundgerüst der internationalen Politik. Europa arbeitet an einer Ordnung, die<br />
auf geteilten Prinzipien und Kooperation beruht und allen Staaten, die ihre<br />
Grundsätze akzeptieren, eine Teilhabe am globalen System gibt. Die Chance der<br />
Globalisierung besteht daher nicht in völliger Regellosigkeit, sondern gerade<br />
darin, die Rahmenordnung der globalen Freiheit zu gestalten. Dafür brauchen wir<br />
eine Reform der multilateralen Organisationen, allen voran der Vereinten Nationen.<br />
Nur multilaterale Zusammenarbeit kann jenes Maß an politischer Legitimität vermitteln,<br />
das für effizientes Handeln nötig ist. In diesem Zusammenhang muss<br />
man angesichts ihrer wachsenden außenpolitischen Bedeutung auch über einen<br />
speziellen Sitz der EU im Sicherheitsrat nachdenken.<br />
Diese außenpolitische Haltung ist auch das Produkt unserer eigenen europäischen<br />
Erfahrung. Die EU beweist täglich, dass sich intensive Kooperation lohnt.<br />
Souveränität, Zusammenarbeit und Integration sind kein Gegensatzpaar. Wer<br />
seine Interessen umsetzen will, der muss gemeinsam handeln.<br />
Effektiver Multilateralismus kann nur dann wirklich funktionieren, wenn er auf<br />
einer starken transatlantischen Partnerschaft beruht. Die Beziehungen Europas<br />
zu den Vereinigten Staaten sind eine zentrale Achse der neuen Weltordnung. Es<br />
ist klar, dass die globalen Probleme nur dann wirksam gelöst werden können wenn<br />
die USA und Europa an einem Strang ziehen. Man darf nicht vergessen, dass<br />
diese Beziehung die weltweit stärkste, umfassendste und strategisch wichtigste<br />
Allianz ist. Sie beruht auf einem geteilten Wertefundament und gemeinsamen<br />
Interessen. Die Diskussionen der letzten Jahre haben daher die Bedeutung dieser<br />
Partnerschaft nicht dauerhaft angetastet. Europa und die USA stehen eindeutig<br />
für Sicherheit, Stabilität und Demokratie. Eine außenpolitische <strong>Vision</strong> für das<br />
nächste Jahrzehnt muss auf dieser strategischen Achse aufbauen.<br />
Die transatlantische Partnerschaft kann aber nur effizient funktionieren, wenn<br />
sie auf zwei stabilen Pfeilern ruht. Wir brauchen auch in diesem Zusammenhang<br />
nicht „weniger“, sondern „mehr Europa“. Kritik an den USA, egal wie berechtigt<br />
sie sein mag, ist an sich kein Ersatz für eine Stärkung der europäischen<br />
Außenpolitik. Daher haben wir in den letzten Monaten unsere Allianz weiter<br />
gestärkt und mit der neuen amerikanischen Regierung eine detaillierte<br />
Zukunftsagenda formuliert, die es nun umzusetzen gilt.<br />
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