Projet_Notre Vision DE
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<strong>Projet</strong>_<strong>Notre</strong> <strong>Vision</strong> <strong>DE</strong> 10/01/06 11:31 Page 57<br />
EUROPAS ZUKUNFT GESTALTEN<br />
ist, nachdrücklicher auf der Umsetzung politischer und wirtschaftlicher Reformen<br />
in ihren Nachbarstaaten zu beharren, noch wichtiger ist es, Länder, die sich dieser<br />
Herausforderung stellen, zu belohnen, indem sie mehr und mehr als gleichgestellte<br />
Partner behandelt werden.<br />
Dies erfordert natürlich ein neues Herangehen an die Art und Weise, in der<br />
die EU ihre Nachbarschaftspolitik gestaltet. Dieses Jahr ist für die Einleitung dieses<br />
Prozesses ein günstiger Augenblick, da wir den 10. Jahrestag der Partnerschaft<br />
Europa-Mittelmeer begehen. Die rohstoffreichen Länder des südlichen<br />
Mittelmeerraumes, durch die praktisch undurchdringliche Sahara vom Rest Afrikas<br />
abgeschnitten, schätzen ihre Bindungen zur EU ebenso, wie die EU die<br />
Beziehungen zu ihnen. Wir müssen den Dialog zu gemeinsam interessierenden<br />
Fragen und gemeinsamer Sicherheit für alle in der Region intensivieren. Ohne nach<br />
wie vor bestehende Herausforderungen wie Terrorismus oder die Weitergabe<br />
von Massenvernichtungswaffen, illegale Einwanderung und andere derartige<br />
Fragen aus den Augen zu verlieren, muss an beiden Seiten der Küste begonnen<br />
werden, aktiv über globale Partnerschaften wie auch neue gemeinsame Initiativen<br />
nachzudenken.<br />
Kurz und gut, die Reform der südlichen Länder ist schon deshalb ein erstrebenswertes<br />
Ziel, weil sie das Wohlergehen der Bürger aller Länder verbessert, darüber<br />
hinaus ist sie aber auch wichtig, weil sie die Möglichkeit zu konzertierterem<br />
Vorgehen auf internationaler Ebene bietet.<br />
Um all dies zu erreichen, ist ein entscheidender Aspekt zu beachten, den die<br />
EU erkannt hat und an dem sie arbeitet, nämlich die Tatsache, dass sich ihre<br />
Ausgangsposition in der globalen Wirtschaft verändert hat. Das Erstarken Chinas<br />
zu einer Weltwirtschaftsmacht, die niedrigere Arbeitskosten mit einem höheren<br />
Grad an technischer Innovation und Know-how verbinden kann, führt noch zu<br />
einer Verschärfung des Problems. Wenn die EU ihre Position in der<br />
Wertschöpfungskette behaupten will, muss sie von den Produkten, denen sie<br />
einstmals ihre Stellung verdankte, wegkommen und sich stärker auf Erzeugnisse<br />
und Dienstleistungen mit höherem Mehrwert konzentrieren. Sie muss also ihre<br />
Forschung und Entwicklung wie auch ihre Innovationsfähigkeit stärken. Hierzu<br />
gehören eine bessere Koordinierung und Vernetzung von Forschungseinrichtungen<br />
ebenso wie höhere Investitionen in wissenschaftliche Forschung und Innovation.<br />
Das bedeutet auch, dass wir unsere Bildungssysteme auf den Prüfstand stellen und<br />
stärker auf Naturwissenschaften ausrichten müssen.<br />
Natürlich werden sich die Erfolge dieser Umorientierung erst allmählich und<br />
auf längere Sicht einstellen. Dabei muss auch berücksichtigt werden, dass eine<br />
so gravierende Reorientierung auf Wissenschaft und Innovation in unseren<br />
Gesellschaften zahlreiche ethische und moralische Fragen aufwirft. In der<br />
Vergangenheit ging es bei solchen ethischen Fragen um Evolution, später um<br />
Abtreibung und Sterbehilfe. Diese moralischen Fragen haben immer noch hohen<br />
Stellenwert, der Übergang zur wissensbasierten, naturwissenschaftlich ausgerichteten<br />
Gesellschaft wird jedoch zahlreiche weitere Fragen aufwerfen, weil die<br />
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