Projet_Notre Vision DE

Projet_Notre Vision DE 10/01/06 11:31 Page 225
EUROPATAG, 9. MAI 2020
So könnte die europäische Geschichte in den kommenden Jahren verlaufen.
Natürlich kann sie weitaus unspektakulärer sein, aber in der Rubrik „Visionen“
ist es manchmal angebracht, dramatischere Szenarien zu erdenken, um gegebenenfalls
auf eben diese vorbereitet zu sein. Es ist nicht selbstverständlich, dass die
letzte Erweiterungsrunde auf Dauer problemlos gemeistert wird. Es ist nicht
selbstverständlich, dass alle in Referenden zu befragenden Europäer dem vorliegenden
Verfassungsentwurfs des Konvents zustimmen. Und es ist nicht selbstverständlich,
dass weitere Beitritte zur Union harmonisch und ruhig verlaufen. Wegen
all dieser Unselbstverständlichkeiten sollte man heute, in der Union der 25, bereit
sein, sich auf unkonventionelle Entwicklungen der europäischen Sache einzustellen.
Und wenn die hier niedergelegte Vision etwas zeigen soll, dann letztlich die
Entschlossenheit der Europäer, allen Widrigkeiten zum Trotz an ihrem historischen
Einigungsprojekt festzuhalten und Europa mit Leben zu erfüllen.
Das Wort Jean Monnets, nach dem „wir keine Staaten koalisieren, sondern
Menschen vereinen“, wird in den kommenden Jahren von grundlegender
Bedeutung sein. Mehr noch als in der Vergangenheit. Europa, das größere, das
umfassendere, das erweiterte Europa muss seinen Platz in den Herzen vieler
Europäer noch finden. Wir, die wir jeden Tag an diesem menschlichen, freundlichen
und emotional erfassbaren Europa bauen, müssen uns dessen stets bewusst
sein. Ohne dieses Bewusstsein jener, die für das Gelingen Europas verantwortlich
sind, könnte die Geschichte der allernächsten Jahre so verlaufen, wie eben
beschrieben. Das muss sie, wie bereits gesagt, nicht. Und, ehrlich gesagt, ich
selbst sähe es lieber, wenn die kommenden Jahre weniger spektakulär verlaufen
würden. Dafür aber umso erfolgreicher für das beständige und regelmäßige
Gelingen der europäischen Sache.
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