Projet_Notre Vision DE
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<strong>Projet</strong>_<strong>Notre</strong> <strong>Vision</strong> <strong>DE</strong> 10/01/06 11:31 Page 40<br />
JOSÉ MANUEL BARROSO<br />
kaum einstellen. Besser wäre es, die Kommunikationsstrategie so zu gestalten, dass<br />
Europa auf der nationalen Ebene vermehrt in Erscheinung tritt, um so eine echte,<br />
vielleicht auch kritische Debatte über das Handeln der Union zu fördern. Dabei<br />
kommt den politischen Parteien Europas sicher eine führende Rolle zu, und wir<br />
begrüßen die Bemühungen, die diese während der letzten Europawahlen unternahmen,<br />
um ihre jeweilige <strong>Vision</strong> der Wählerschaft nahe zu bringen. Dieses Engagement<br />
sollte beibehalten und während der gesamten Wahlperiode gefestigt werden.<br />
Europa sollte auch seine Grenzen erkennen. Entsprechend dem Subsidiaritätsprinzip<br />
sollte Europa handeln, wenn seine Bemühungen einen Mehrwert für eine<br />
alternative Maßnahme einer nationalen oder subnationalen Behörde bedeuten. Ist<br />
diese Voraussetzung erfüllt, dann ist unser Eingreifen gerechtfertigt und willkommen;<br />
andernfalls ist unser Handeln unangebracht und sollte systematisch unbeachtet<br />
bleiben.<br />
Die neue Verfassung, wenn und falls sie ratifiziert wird, wird dann noch deutlicher<br />
machen, dass die Legimitation der Union auf ihren Mitgliedsaaten und ihren<br />
Völkern beruht. Die Union respektiert die jeweilige nationale Souveränität und<br />
erweitert daher die Zuständigkeiten der einzelnen Mitgliedstaaten wie auch die<br />
Rechte und Pflichten ihrer Bürger.<br />
Die Europäische Union des 21. Jahrhunderts ist eine Realität, die vor 50 Jahren<br />
vielleicht niemand voraussehen konnte: 25, demnächst 27 oder 28 Länder, die wirklich<br />
vereint sind und zusammenarbeiten! Die erweiterte Union wird großer<br />
Koordinierungs-bemühungen und eines großen politischen Gewichts bedürfen,<br />
um erfolgreich eine echte europäische Politik zu betreiben. Hierüber dürfen wir<br />
jedoch auf gar keinen Fall vergessen, dass die Mitgliedstaaten der Union souveräne<br />
Nationen sind. Wir müssen daher <strong>Vision</strong>, Ausgewogenheit und Realitätssinn<br />
kombinieren. Die Tatsache, dass die meisten Dinge nicht auf europäischer Ebene<br />
erledigt werden können und sollten, mindert nicht die Stärke der Union, im Gegenteil!<br />
Betrachten wir zum Beispiel das zentrale Projekt, dass diese Kommission sich zu<br />
Eigen gemacht hat: die Lissabon-Strategie wieder mit Leben zu erfüllen und zum<br />
Erfolg zu führen. Wir haben uns weitgehend für einen Bottom-up-Ansatz entschieden,<br />
und zwar einfach deshalb, weil der Löwenanteil dessen, was getan werden<br />
muss, in die Zuständigkeit der Mitgliedstaaten fällt. Dies zu ignorieren oder zu versuchen,<br />
von oben herab Entscheidungen aufzuzwingen, die möglicherweise von<br />
Land zu Land variieren müssen, und dann denen die Schuld zu geben, die sich<br />
nicht an die vorgegebene Linie halten, kann nur zu Scheitern führen.<br />
Wenn man diese Warnungen beachtet, ist Europe in der Lage, zu führen: Wir verfügen<br />
über solide Grundlagen, um weltweit wirtschaftlich zu konkurrieren, wir<br />
genießen einen Ruf, der uns in der Weltpolitik Respekt verschafft, und wir haben<br />
einen Fahrplan aufgestellt, der unseren ehrgeizigen Zielen gerecht wird. Alles, was<br />
wir brauchen, ist eine gemeinsame Strategie, ein gemeinsames Engagement zur<br />
Verfolgung unserer gemeinsamen Ziele, und die feste Entschlossenheit, nicht zu<br />
zögern und zu zaudern.<br />
40<br />
März 2005