Projet_Notre Vision DE
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<strong>Projet</strong>_<strong>Notre</strong> <strong>Vision</strong> <strong>DE</strong> 10/01/06 11:31 Page 15<br />
UNSERE VISION VON EUROPA 2020<br />
halb kürzester Zeit gemeinsam mit Kommission und Rat auf seine Zweckmäßigkeit<br />
und Aktualität hin überprüfen.<br />
– Bei Aussagen über die Funktionsfähigkeit einer bis 2020 auf 28 oder mehr<br />
Mitglieder erweiterten Union stellt sich unwillkürlich die Frage der zukünftigen<br />
Außengrenzen bzw. der Erweiterungsfähigkeit der Union. Ohne Ausweitung<br />
der Mehrheitsentscheidungen im Rat und gleichberechtigter Mitentscheidung des<br />
Europäischen Parlaments besteht die Gefahr einer zunehmenden Lähmung der<br />
Organe der Union.<br />
Die genannte Zahl von 28 Staaten würde neben den gegenwärtig 25 Mitgliedern<br />
noch Bulgarien, Rumänien und Kroatien einschließen. Weitere Balkan-Staaten sollten<br />
schrittweise an die europäischen Strukturen herangeführt werden, mit dem<br />
langfristigen Ziel einer Mitgliedschaft in der Europäischen Union. Andere (ost-)<br />
europäische Staaten, darunter beispielsweise die Ukraine, müssen zunächst selbst<br />
nach einer Antwort auf die Frage suchen, ob sie die Voraussetzungen für eine<br />
Annäherung an die Europäische Union – oder gar eine Mitgliedschaft – schaffen<br />
wollen. Mit Russland muss die Europäische Union stabile und geordnete<br />
Sonderbeziehungen anstreben. Mitglied der Europäischen Union kann Russland<br />
nicht werden; es würde mit seiner Größe die anderen Länder dominieren. Aber die<br />
Stabilität und Sicherheit des europäischen Kontinents im 21. Jahrhundert wird auf<br />
den beiden Säulen Europäische Union und Russland und den guten Beziehungen<br />
zwischen ihnen beruhen.<br />
Heute, da Europa an einem Scheideweg steht, stellt sich die Frage: Will man<br />
nicht nur eine wirtschaftliche oder sich aus sicherheitspolitischen Erwägungen<br />
erweiternde Union, sondern auch eine politische mit einer eigenen Europäischen<br />
Verfassung? Dann müssen künftigen Beitrittsentscheidungen auch solche Überlegungen<br />
zugrunde gelegt werden. Beispielsweise würde sich der Charakter der<br />
Europäischen Union durch einen Beitritt der Türkei nicht nur entscheidend ändern,<br />
sondern die Europäische Union würde in absehbarer Zeit dadurch auch in geographischer,<br />
politischer, kultureller und finanzieller Hinsicht überfordert. Die<br />
Grenzen der Gemeinschaft würden verlagert und Beitrittsforderungen anderer<br />
Staaten folgen. Vor allem würde der Beitritt der Türkei die Gemeinschaft "überdehnen",<br />
das heißt, die identitätsstiftende Kraft, das Gemeinsame, das die Europäer<br />
Verbindende könnte verloren gehen.<br />
Der Türkei und anderen – europäischen – Ländern könnte als Alternative zur<br />
Mitgliedschaft in der Europäischen Union eine „privilegierte Partnerschaft“ angeboten<br />
werden, um ihre demokratische Stabilität und ihre wirtschaftliche Entwicklung<br />
zu fördern. Das setzt seitens der Union voraus, dass sie tatsächlich in der Lage ist,<br />
finanzielle und technische Hilfe zu leisten, um die innere Sicherheit und die<br />
Modernisierung des gesamten Kontinents zu gewährleisten. Beispielsweise müssen<br />
wir in unser aller Interesse den Ausbau der kontinentalen Verkehrs- und<br />
Energienetze fördern und gemeinsam den Kampf gegen Terrorismus, Kriminalität<br />
und illegale Einwanderung führen.<br />
Die beiden zuletzt genannten Aspekte – Terrorismus und Immigration – erfordern<br />
von uns eine neue Perspektive für unsere Beziehungen mit dem Mittelmeer-<br />
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