Projet_Notre Vision DE
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<strong>Projet</strong>_<strong>Notre</strong> <strong>Vision</strong> <strong>DE</strong> 10/01/06 11:31 Page 122<br />
VASCO GRAÇA MOURA<br />
Außerdem musste man in der ersten Hälfte dieser Zeitspanne bis 1974-1975<br />
auf das Ende der autoritären Regimes in Portugal, Griechenland und Spanien<br />
warten.<br />
Das Europa, das wir heute die Europäische Union nennen, hat demnach für<br />
seine Entwicklung und die allmähliche Übereinstimmung seiner politischen<br />
mit der zivilisatorischen Gestalt lange gebraucht.<br />
Im Laufe der verschiedenen Etappen dieses langen Prozesses wurde es<br />
nach der Vorstellung von einem Westeuropa gestaltet, das noch heute Norwegen<br />
und die Schweiz nicht einbezieht und aus dem auch die gerade vor wenigen<br />
Tagen beigetretenen Länder und viele weitere, die auf eine Beitrittschance<br />
warten, ausgeschlossen waren.<br />
Die Erweiterung ist für die europäische Zivilisation und Kultur enorm wichtig.<br />
Der Fall des Eisernen Vorhangs beendete die Trennung, schuf aber nicht per<br />
se die Einheit.<br />
Er öffnete ihr den Weg.<br />
Er machte es möglich, dass viele von anderen beherrschte Völker, deren<br />
nationale Identität in der Vergangenheit unterdrückt wurde, erste Schritte unternehmen,<br />
um den benachbarten Raum der Freiheit, Entwicklung und des<br />
Wohlergehens zu betreten.<br />
Nun beruht zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit die Einheit<br />
der europäischen Völker nicht auf einem hegemonialen Zwang „von oben<br />
nach unten”, wie es bei verschiedenen Spielarten des Imperialismus traurigen<br />
Andenkens der Fall war, sondern geschieht „von unten nach oben”, aus dem<br />
freiem, bewusstem und demokratischem Willen dieser Völker heraus.<br />
Die von dem neuen Europa ausgehende Dynamik wird eine unvorhersehbare<br />
Ausstrahlung haben.<br />
Noch stellt die Antwort auf die Frage nach ihren künftigen Grenzen eine<br />
Unbekannte dar.<br />
Man denke nur an Kandidaturen wie die der Türkei oder auch – wer weiß? –<br />
Marokkos und anderer Länder am Südrand des Mittelmeers.<br />
Die griechisch-römischen und jüdisch-christlichen Wurzeln Europas werden<br />
sich in unterschiedlicher Weise mit anderen, beispielsweise muslimischen<br />
Wurzeln verbinden.<br />
Die Entwicklung der ethnischen Struktur nationaler Gesellschaften in der<br />
Europäischen Union selbst und auch die geostrategischen Bedingungen und<br />
Widersprüche werden in einer globalisierten, ständig in Veränderung begriffenen<br />
Welt ein entscheidendes Wort mitzureden haben.<br />
Doch wie Fernando Gil und Paulo Tunhas kürzlich in einem höchst wichtigen<br />
Aufsatz scharfsinnig schrieben, „sind es weder spezielle Merkmale des<br />
Westens noch die Religion und ihre Haltung gegenüber dem Leben [...], noch<br />
die Philosophie, noch das Recht, noch die Wissenschaft, noch die Technik.<br />
Jedoch scheint die Dynamik der die Formen des Geistes und des Lebens<br />
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