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Projet_Notre Vision DE

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<strong>Projet</strong>_<strong>Notre</strong> <strong>Vision</strong> <strong>DE</strong> 10/01/06 11:31 Page 171<br />

EUROPA IM JAHR 2020<br />

Bedrohung für die Identität des Menschen (Bioterrorismus) darstellen kann als die<br />

Atombombe, wenn die Würde des Einzelnen außer Acht gelassen, wenn nicht an<br />

die Grundwerte der Freiheit des Menschen, des Guten und der Wahrheit angeknüpft<br />

wird und eine entsprechende Regelung durch das Gesetz fehlt 5 .<br />

Schwer vorstellbar ist auch eine Ökologie im weitesten Sinne, wenn die<br />

Grundgesetze der Natur, die für die gläubigen Menschen das Werk des Schöpfers<br />

sind, unter ethischem Gesichtspunkt nicht respektiert werden. Man muss zu<br />

Recht befürchten, dass ohne eine stärkere ethische Motivation selbst die besten<br />

Rechtsnormen beispielsweise dem vom Streben nach mehr materiellem Gewinn<br />

diktierten Raubbau an den Naturressourcen nicht Einhalt gebieten können.<br />

3. Anthropozentrischer Humanismus oder christlicher Universalismus?<br />

Die grundlegende Alternative für das Europa der Zukunft besteht noch immer<br />

in dem grundsätzlichen Entwurf des Menschen als des einzigen und ausschließlichen<br />

Bezugspunkts aller Werte oder in dem biblischen Entwurf, dem zufolge sich<br />

die Würde des Menschen daraus ergibt, dass Gott als der absolute Garant seiner<br />

unverletzlichen und unveräußerlichen Würde ihn nach seinem Bild schuf (Mose<br />

1,27). Diese Konzeptionen, die im philosophischen Sinne seit dem fernen Altertum<br />

bekannt sind, treten heute besonders deutlich hervor. Bedeutet das aber, dass wir<br />

Menschen im 21. Jahrhundert im Namen der Menschenwürde von vornherein<br />

dazu verurteilt sind, gegen uns selbst zu kämpfen?<br />

Der entscheidende anthropologische Unterschied im Verständnis vom Wesen<br />

sowie vom Platz und der Rolle des Menschen führt unweigerlich auch zur<br />

Wahrnehmung der völlig unterschiedlichen Vorstellungen von der Zukunft Europas.<br />

Die unbeirrbaren Erben des Zeitalters der Aufklärung sehen die Zukunft ausschließlich<br />

in weltlichen Kategorien. Für sie bleibt der Mensch absoluter<br />

Bezugspunkt und einziges Kriterium für die Beurteilung dessen, was wahr und<br />

gut ist. Diese Auffassung wird gemeinhin nicht ohne Grund als anthropozentrischer<br />

Humanismus bezeichnet.<br />

Einen völlig entgegengesetzten Standpunkt vertritt der christliche Humanismus,<br />

der in Gott die absolute Bedingung für die unveräußerliche und unverletzliche<br />

Würde des Menschen sieht. Diese Würde wird keinem verliehen, jeder Mensch<br />

erhält sie mit seiner Geburt. Als freies Wesen und als einziges zur Liebe befähigtes<br />

Wesen ist er gleichsam das sichtbare Abbild des ewigen Gottes.<br />

Hans-Gert Pöttering stellt richtig fest: „Der Mensch wird als Schöpfung Gottes<br />

begriffen – ihm ebenbildlich. Daraus leitet sich die Überzeugung ab, dass jeder<br />

Mensch mit einer unverletzlichen Würde ausgestattet ist. Wenn jeder Mensch<br />

einmalig ist, dann dürfen wir ihn nicht reproduzieren. Wenn menschliches Leben<br />

ein Wert an sich ist, dann dürfen wir nicht menschliches Leben schaffen, um es<br />

dann – für welchen Zweck auch immer – wieder zu töten 6 .“ Paradoxerweise wird<br />

der „Mensch durch das ärmer, was er erreicht hat. Setzt er sich keine höheren Ziele,<br />

beraubt er sich der Möglichkeit, sich weiterzuentwickeln 7 ”.<br />

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