Projet_Notre Vision DE
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<strong>Projet</strong>_<strong>Notre</strong> <strong>Vision</strong> <strong>DE</strong> 10/01/06 11:31 Page 236<br />
URSULA STENZEL<br />
Zypern-Frage solche Schwierigkeiten machen werden, und vielleicht auch einige<br />
Volksabstimmungen in EU-Ländern hier Hürden aufstellen werden, ganz<br />
abgesehen von Regierungswechseln (beispielsweise in Deutschland), sodass ich<br />
annehme, dass man sehr dankbar ein Alternativkonzept für die Türkei im Sinne<br />
einer europäisch-atlantischen Allianz anbieten wird.<br />
Dieses Modell übrigens könnte dann durchaus auch das Ergebnis von<br />
Verhandlungen zwischen der EU und der Ukraine sein.<br />
Sollte die Türkei in 20 Jahren die Vollmitgliedschaft der EU erreichen, so wird<br />
dies eine Vollmitgliedschaft mit gravierenden Ausnahmen sein. Sowohl in der<br />
Landwirtschaftspolitik, als auch im Personenverkehr. Wir werden dann sehr ausgeprägt<br />
ein Europa der unterschiedlichen Integrationskerne haben.<br />
Für manche werden die so genannten vier Freiheiten gelten. Für andere<br />
nicht.<br />
Europa ist durch seine unterschiedliche geschichtliche Entwicklung nicht in<br />
der Lage, alles über einen Kamm zu scheren. Wir sehen dies bereits jetzt – nach<br />
der Erweiterung um 10 neue Mitgliedsstaaten Zentraleuropas und des Baltikums.<br />
In 20 Jahren wird sich möglicherweise der Lebens- und Sozialstandard schon<br />
so weit angeglichen haben, dass wir hier einen mehr oder minder funktionierenden<br />
Binnenmarkt mit einem freien Arbeits- und Dienstleistungssektor vorfinden<br />
können. So lange dies allerdings nicht so ist, werden nach wie vor viele<br />
Ausnahmen die Regel bestätigen.<br />
Was ich allerdings erwarte, ist, dass die meisten Mitglieder der EU dann die<br />
gemeinsame Währung haben werden. Der Euro ist zweifellos eine der größten<br />
Errungenschaften der Europäischen Integration, weil er eben mehr ist, als nur ein<br />
gemeinsames Zahlungsmittel. Er ist natürlich auch eine gemeinsame Verpflichtung<br />
zu einer sparsamen Haushaltspolitik. Und er ist eine Absage an eine übermäßige<br />
Verschuldung.<br />
Ich würde mir wünschen, dass in 20 Jahren die Autorität der Europäischen<br />
Kommission als Hüterin der Verträge soweit gefestigt ist, dass sie in<br />
Währungsfragen auch Sanktionen ergreifen kann – so, wie dies vorgesehen ist.<br />
Und die Mitglieder der EU dieses auch akzeptieren.<br />
Zur Zeit schaut es allerdings nicht so gut aus – mit dem Euro. Und die Gefahr<br />
besteht, dass es sich hier jeder nach seinem Gusto und seinen politischen<br />
Opportunitäten richten will.<br />
Die Kleinen, Ehrlichen und Sparsamen unter uns – so wie Österreich – werden<br />
ja gerne als unbequeme Musterschüler gesehen. Ich finde aber, ihr Beispiel<br />
sollte Schule machen. Sonst bekommen nämlich jene Kritiker recht, die dem<br />
Euro kein langes Leben vorausgesagt haben, weil es eben keinen gemeinsamen<br />
europäischen Staat gibt.<br />
Diesen Staat, also die oft beschworenen so genannten Vereinigten Staaten von<br />
Europa wird es allerdings auch in 20 Jahren nicht geben. Wir werden die bishe-<br />
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