Projet_Notre Vision DE
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<strong>Projet</strong>_<strong>Notre</strong> <strong>Vision</strong> <strong>DE</strong> 10/01/06 11:31 Page 12<br />
HANS-GERT PÖTTERING<br />
oberflächlichen und flüchtigen Rivalitäten, alle unterschiedlichen Ansätze überwunden<br />
werden können, um Wirtschaft und Gesellschaft bestmöglich zu gestalten.<br />
An den Menschen glauben, weil der Mensch Mysterium und Hoffnung zugleich<br />
ist; für das Gemeinwohl arbeiten und dabei die Werte bewahren, die in unserem<br />
jüdisch-christlichen Erbe zutiefst verwurzelt sind; sich unermüdlich für die<br />
Durchsetzung von Recht, Solidarität und zwischenmenschlicher Achtung einsetzen –<br />
das sind die Aufgaben, denen sich alle in diesem Buch vertretenen Mitglieder der<br />
EVP-ED-Familie verpflichtet fühlen.<br />
III<br />
Ein solches Erbe fordert unsere Verantwortung als politische Kraft. Bis zum<br />
Jahre 2020 werden die Europäer Stellung beziehen müssen hinsichtlich der<br />
Konsequenzen, die sich – in immer kürzeren Abständen – aus den Fortschritten<br />
der Grundlagenforschung in der Biologie und in der Gentechnik ergeben. Wir<br />
werden ethische Entscheidungen treffen und abwägen müssen zwischen der<br />
Notwendigkeit, der Medizin zur Linderung menschlichen Leidens alle Möglichkeiten<br />
zu eröffnen, und dem Gebot, die Grenzen abzustecken, innerhalb derer wir<br />
Christdemokraten und europäische Demokraten dem Begriff vom Menschen als<br />
Geschöpf Gottes höchste Bedeutung zumessen. Ein solches Abwägen kann nur<br />
demokratisch erfolgen, sollte aber auch durchdrungen sein von der Weisheit geistlicher<br />
Institutionen, mit denen sich die Menschen identifizieren. Die Charta der<br />
Grundrechte, die Teil II des Vertrags über eine Verfassung für Europa bildet, muss<br />
ergänzt werden, um unsere ethischen Werte auch in Anbetracht der Entwicklungen<br />
in der Biotechnologie in den kommenden 15 Jahren berücksichtigen zu können.<br />
Wissenschaft und Technik waren die Triebkräfte der Entwicklung der westlichen<br />
Gesellschaften und ihrer wirtschaftlichen und strategischen Stärke im 19.<br />
und 20. Jahrhundert. In den ersten Jahrzehnten des 21. Jahrhunderts werden sich<br />
die Errungenschaften der Forschung und der Informationstechnologie auch auf<br />
anderen Kontinenten ausbreiten, vor allem im bevölkerungsreichen und pulsierenden<br />
Asien. Europa kann sich dem Wettlauf um Produktivität, Kostensenkung und<br />
Mehrung des Wohlstands nicht entziehen.<br />
Unsere <strong>Vision</strong> von Europa im Jahr 2020 basiert auf einer zweifachen Forderung:<br />
— einerseits weltweit dahingehend Einfluss zu nehmen, dass die Naturschätze,<br />
die Umwelt und das ökologische Erbe der Erde – nach unserem Verständnis die<br />
Schöpfung Gottes – nicht durch rücksichtslose Ausbeutung vernichtet werden.<br />
Der steigende Verbrauch von Rohstoffen und Erdöl ist beunruhigend. Er kann<br />
Kriege zur Folge haben, die zunächst über Preise und später vielleicht mit Waffen<br />
ausgetragen werden. Auch die natürliche Knappheit der Ressource Wasser kann<br />
sich durch den Klimawandel sowie den rasanten Anstieg der Bevölkerung zunehmend<br />
verschärfen und wird die strategische Bedeutung des Wassers erhöhen, es<br />
zum Mittelpunkt neuer inner- und zwischenstaatlicher Konflikte werden lassen.<br />
Bei der Lösung dieser Probleme wird unsere Bereitschaft, Frieden zu stiften, in<br />
besonderer Weise herausgefordert werden.<br />
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