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Projet_Notre Vision DE

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<strong>Projet</strong>_<strong>Notre</strong> <strong>Vision</strong> <strong>DE</strong> 10/01/06 11:31 Page 144<br />

PIIA-NOORA KAUPPI<br />

wird das institutionelle Gefüge der Union stärken und sie besser rüsten, sich den<br />

großen Aufgaben besserer und transparenterer Rechtsetzung zu stellen. Viele<br />

ihrer Änderungen sind neuartig, aber vor allem geht es um die Festigung und den<br />

Ausbau von Entscheidungsverfahren, die sich in der Vergangenheit für die EU als<br />

erfolgreich erwiesen haben.<br />

Trotzdem ist die Verfassung nicht der Schlußpunkt der politischen und institutionellen<br />

Architektur Europas. Wir können es uns nicht leisten, nicht mehr<br />

über weitere Verbesserungen nachzudenken. Dieses Nachdenken sind die<br />

Europäer sich selbst schuldig, denn die europäische politische Entwicklung verlangt<br />

vor allem, immer wieder über das Vorhersehbare hinauszudenken und<br />

nach weiterer Vervollkommnung zu streben.<br />

Die europäische Psyche lässt den in den Vereinigten Staaten oft zu beobachtenden<br />

konstitutionellen Konservatismus nicht zu. Und heute ist die EU stark<br />

genug, gewisse destruktive Erscheinungen, zu denen dies in der Vergangenheit<br />

führte, abzumildern.<br />

Die verschiedenen „Flexibilitäts-“ und „Übergangsklauseln“ der neuen<br />

Verfassung sind willkommene Mechanismen zur Einführung notwendiger<br />

Veränderungen zu dem Moment, da sie erforderlich sind. Aber langfristig gesehen<br />

wird die Zukunft der EU nicht durch institutionelle Mechanismen, das Tüfteln<br />

an Gesetzen oder die Vereinfachung von Umstellungen bei Beschlussfassungen<br />

bestimmt sein. Was wir brauchen, ist ein Leitgedanke. Und dieser wird auf jeden<br />

Fall stark vom Föderalismus geprägt sein müssen.<br />

Die EU muss die Vereinfachung ihrer Beschlussfassungsverfahren und die<br />

Ausgestaltung ihres institutionellen Gleichgewichts fortsetzen. Der Leitgedanke hierbei<br />

kann nur föderalistisch sein. So stellt die Schaffung des Amtes eines ständigen<br />

Präsidenten des Europäischen Rates eine willkommene Entwicklung für<br />

Europas Stimme in der Welt dar, aber der Charakter des Amtes muss klargestellt<br />

und in die anderen institutionellen Neuerungen eingepasst werden, damit es<br />

Wirksamkeit und Beständigkeit erlangt.<br />

Aus Sicht der Gesprächspartner und Bürger Europas ist die doppelte<br />

Präsidentschaftsstruktur der EU langfristig nicht glaubwürdig. Zwei Präsidenten,<br />

einer für die Kommission und einer für den Rat, mit einem zwischen beiden<br />

pendelnden Außenminister, lösen nicht die Frage, wer für Europa spricht, und<br />

daraus ergibt sich eine unvermeidliche Schlussfolgerung.<br />

Im Laufe der Zeit ist die Gestaltung des Amtes eines einzigen EU-Präsidenten<br />

erforderlich. Zunächst wäre es sinnvoll, den Präsidenten vom Europäischen<br />

Parlament wählen zu lassen. Nach und nach, wenn sich das Amt weiterentwickelt<br />

und an Geltung und Legitimität gewinnt, müssten direkte Wahlen durch das Volk<br />

vorgesehen werden. Allerdings ist dies für 2020 noch keine realistische <strong>Vision</strong>.<br />

Was das Gleichgewicht zwischen den Organen anbetrifft, so scheint ein weiteres<br />

föderalistisches Resultat naheliegend. Ohne normale Art der Gesetzgebung<br />

mit zwei Kammern, bei der der Ministerrat nach dem Beispiel des Europäischen<br />

Rates das Prinzip „ein Land – eine Stimme“ übernimmt, werden Beschlüsse wei-<br />

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