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Briefe über Syphilis

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ptome secundärer <strong>Syphilis</strong> zeigen. Diese können beim Säugling<br />

nun vor, während oder nach Ausbruch ähnlicher Erscheinungen<br />

bei der Amme entstehen. Auf diese Weise wird der zuerst er­<br />

griffene den andern, oder es werden beide sich gegenseitig und<br />

gleichzeitig, wie es häufig vorkommt, anklagen. Beide haben<br />

Unrecht, denn es ist nur ein zufälliges Zusammentreffen und<br />

mit Geduld und Aufmerksamkeit löst man das Räthsel und ge­<br />

langt zur Wahrheit.<br />

Bisweilen contrahiren auch die Ammen die <strong>Syphilis</strong> wäh­<br />

rend der Säugezeit, und das Contagium kann dann wieder an<br />

verschiedenen Stellen des Körpers Eingang gefunden haben.<br />

Gewöhnlich an den Geschlechtsthcilen. Das geschieht nicht<br />

selten bei den Ammen, die oft Paris besuchen. Unter solchen<br />

Umständen stecken dann die Ammen die Säuglinge durch die<br />

mit Virus beschmutzten Finger an. Sie stecken auch ihre<br />

Männer an, und dann liegt die Schuld stets an jenem Pariser<br />

Säugling, solch' einem „unterküligen" Kinde, wie sich diese un­<br />

züchtigen Ammen auszudrücken pflegen. Es passirt mir und<br />

meinem Collegen Cullerier nicht selten, dass wir solche Doppel-<br />

Beobachtungen in unseren Hospitälern machen. Er behandelt<br />

die Frau im Lourcine-, ich den Mann im Capuciner-Hospital.<br />

Diese armen Bauern sind übrigens von einer unbesiegbaren<br />

Unschuld in Bezug auf ihre Syphdis. Der Säugling isl unab­<br />

änderlich für sie an Allem Schuld.<br />

Ein gewöhnlicher Weg, wie sich Ammen mit ihrem eigenen<br />

Gift anstecken, ist an den Bruslwarzen. Sie haben einen Chan­<br />

ker an den Geschlechlslheilen, kommen mit den Fingern an die<br />

kranken Theile und bringen dann die so beschmutzten Finger,<br />

ohne sie zu waschen, gelegentlich an die Brüste, an denen sie<br />

die Warze, die mehr oder weniger exeoriirt isl, beim Säugen<br />

hervorstreichen. Auf diese Weise iuoculircn sie sich daselbst<br />

einen Chanker, der sich dann leicht auf den Säugling fortsetzt.<br />

Der Sitz dieser W r arzenehanker, wovon ich kürzlich ein sehr<br />

schönes Beispiel bei Cullerier in Lourcine gesehen habe, erklärt<br />

sich sehr leicht aus der Art, wie die-Frauenzimmer die Brust<br />

anzufassen pflegen, wenn sie stillen wollen. In der 19ten Lie­<br />

ferung der sonographischen Clinik habe ich ein ähnliches sehr<br />

schönes Beispiel abbilden lassen.<br />

Noch ein Mechanismus der Ansteckung bei Ammen ist

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