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Briefe über Syphilis

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Inoculation geeignet*). Diese ward dann auch am 27. Juli d. J.<br />

am linken Oberschenkel vorgenommen."<br />

„Das Blut zur Inoculation nahm ich von einer weiblichen<br />

Kranken, (Freund), bei der die secundäre <strong>Syphilis</strong> sich unter<br />

unseren Augen entwickeile. Das früher blühende und schöne<br />

Mädchen hatte namentlich in lelzter Zeit gegen 5 bis 6 mal<br />

sich primäre Geschwüre zugezogen, und litt bisher noch nicht<br />

an seeundärer <strong>Syphilis</strong>. — Während der Behandlung der zwei<br />

letzten, in 14 Tagen sich folgenden Chanker, wurde sie mager,<br />

blass, und als das letzte Geschwür geheilt war, und nur ein<br />

Catarrh der Urethra noch fortbestand, brachen Haultuberkel im<br />

Gesichle und Macula am ganzen Körper aus.<br />

„Die Inoculation geschah auf folgende Weise: die Haut<br />

des Kranken wurde mit einem ganz neuen Scalpel scarificirt<br />

und der weiblichen Kranken wurden gleichzeitig mittelst eines<br />

blutigen Schröpfkopfes einige Drachmen (3—4) Blut entzogen.<br />

Ungeachtet aller Schnelligkeit, mit der das letztere geschah,<br />

war doch das Blut grösslentheils schon geronnen, ehe es aus<br />

dem Zimmer der Kranken zur Inoculation kam. Es wurden<br />

die frischen Scarificationswunden*'"') durch Bespülen und Be­<br />

tupfen mit warmem Wasser von allem Blutgerinnsel befreit,<br />

*) Wir können nicht umhin, bei dieser Gelegenheit auf das Entschiedenste<br />

gegen diese Versuche Einspruch zu erheben. Wer giebt<br />

Herrn Waller das Recht, an Kindern, welche ihm zur Heilung<br />

anvertraut sind, auf diese Weise zu handeln; woher nimmt ein Arzt<br />

die Befugniss bei der von ihm vorausgesetzten Möglichkeit<br />

des Gelingens seines Versuches und bei der hartnäckigen Krankheitsform,<br />

welche die Verbindung von Skrophulosis und <strong>Syphilis</strong> erfahrungsmässig<br />

erzeugt, mit der Gesundheit und dem Leben eines Menschen<br />

wissentlich ein so leichtsinniges Spiel zu treiben? Wenn wir<br />

voraussetzen müssen, dass Herr Waller sich selbst <strong>über</strong> diese Frage<br />

Antwort ertheilt hat oder dass dies vom (ärztlichen?) „Herrn Krankenhausdirector",<br />

den er citirt, geschehen ist, so erlauben wir uns<br />

doch im Interesse der Moralilät unseres Berufes, und weil Nachfolger<br />

in dem von ihm betretenen Wege inuthmasslich nicht ausbleiben<br />

werden, von Herrn Waller zu fordern, dass er <strong>über</strong> den weiteren<br />

Verlauf der an den Kindern erzengten Krankheit öffentlich Nachricht<br />

gebe. Liman.<br />

**) Es ist nicht gesagt, wie viel Scarificationswunden gemacht<br />

wurden, um nachher beurtheilen zu können, wie viele von ihnen leer<br />

ausgingen. Doch das darf nicht Wunder nehmen bei einem so wenig<br />

achtsamen Experimentator. Ricord.<br />

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