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Briefe über Syphilis

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Tiefe zu erkennen, die Lefzen auseinander zieht und die Harn­<br />

röhre auf diese Weise öffnet.<br />

Wedkind glaubte ein Mittel für die Diagnose der Virulenz<br />

in der Anschwellung der Follikel neben dem Baulichen gefunden<br />

zu haben. Diese Anschwellungen aber sind gewöhnlich<br />

nur phlegmonös und haben mit keiner anderen Complicalion<br />

etwas gemein.<br />

Das werlhvollsle Zeichen sind Anschwellungen im Verlauf<br />

der Harnröhre selbst, besonders iu der Gegend der Eichel, wo<br />

der Harnröhren-Chanker am häufigsten sitzt.<br />

Ich habe schon gesagt, das Wichtigste ist, nicht sowohl zu<br />

bestimmen, ob eine Ulceration vorhanden ist, sei es durch das<br />

Ansehen, den Ausfluss oder die Inoculation, sondern zu wissen,<br />

ob man es mit einem Geschwür zu thun hat, welches eine sy­<br />

philitische Infcction bewirken kann. Das haben auch alle Schrift­<br />

steller vor Augen gehabt, wenn sie von virulenter Blennorrhagie<br />

gesprochen haben.<br />

Nun aber ist es, wie wir bald sehen werden, der indurirte<br />

Chanker, der mit Fatalität die constitutionclle <strong>Syphilis</strong> nach sich<br />

zieht. Nichts aber ist gewöhnlich leichter, als einen indurirten<br />

Harnröhren-Chanker mit blemiorrhoischen Symptomen zu er­<br />

kennen.<br />

Wenn nämlich keine blennorrhoische Complicalion vorhanden<br />

ist, so leiden die Kranken kaum bei Entleerung des Urines,<br />

der Strahl des Harnes ist gewöhnlich dünner geworden und<br />

wird nach Verhällniss der Verringerung des Calibers gewunden<br />

und mühvoll entleert. Die Erectionen sind nicht schmerzhaft,<br />

wenn der Chanker in der Eichelgegend seinen Silz hat.<br />

Um das Vorhandensein von Ulceralionen festzustellen, muss<br />

man die Harnröhre mittelst eines Druckes exploriren, der längs<br />

der Harnröhre von vorn nach hinten und im Sinne der Rückenfläche<br />

gegen die untere Fläche ausgeübt wird, als wollte man<br />

die Eingangsstclle klaffen machen. Bei diesem Verfahren fühlt<br />

man eine mehr oder weniger deutliche Härte, welche einige<br />

Autoren als „balanitische Chorda" bezeichnet haben. In den<br />

meisten Fällen isl es nicht schwierig die Seite des Caualcs<br />

anzugeben, an welcher die Ulceration sitzt. Unabhängig von<br />

der scharf begrenzten Induration au der einen Seile, sieht mau<br />

an dieser einen convexen Vorsprung, während sich ein solcher

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