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Briefe über Syphilis

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man wohl sicher, dass die Krauken nichts weiter gehabt haben,<br />

als Tripper, und dass die <strong>Syphilis</strong> keine andere Eingangsstelle<br />

gefunden hat? Mein College aus Lyon sagt irgendwo, dass ich<br />

die Möglichkeit syphilitischer Infection nach einfachem Tripper<br />

so hartnäckig läugne, weil ich davon kein Beispiel gesehen<br />

hälfe. Gerade weil ich aber so viel Gelegenheit gehabt habe<br />

Kranke später zu sehen, nachdem andere Acrzte nur einfache<br />

Blennorrhagieen gefunden hatten, wo ich andere Eingangsstellen<br />

entdeckte, gerade aus diesem Grunde sind meine Ueberzeugungen<br />

je mehr und mehr fester geworden.<br />

Wenn die, welche eine einfache Blennorrhoe als Ausgangspunkt<br />

angesehen wissen wollen, sagen, dass die Kranken kein<br />

Geschwür weder an den Geschlechtstheilen, noch an den Fin­<br />

gern gehabt haben, so glauben sie damit allen Anforderungen<br />

genügt zu haben. Sie vergessen also die zahllosen Eingangsstelleu,<br />

welche die Oberfläche des Körpers bietet, versteckte<br />

und verheimlichte Stellen, die sich fast ebenso schnell schliessen,<br />

als sie sich geölinet hatten, au welche die Kranken nicht denken,<br />

oder nicht denken wollen. Wie viel Studenten sind mit­<br />

gekommen , bei denen man anderwärts nur einen Tripper gesehen<br />

halte und bei denen ich dann einen Chanker an unge­<br />

wöhnlicher Stelle fand. Hier ein Fall statt vieler aus meiner<br />

Praxis:<br />

Eine Dame erscheint wegen einer Krankheit des Rectum.<br />

Die Symptome, welche sie klagt, sind die einer Fissur. Bei<br />

der Untersuchung ist am Mastdarm nichts zu finden. Aber der<br />

in den Mastdarm eingeführte Finger lässt in der Höhe des in­<br />

neren Sphincler eine Fissur erkennen, die an der vorderen<br />

Wand auf einem callösen Grunde sitzt. Ich schlage ihr eine<br />

Operation vor, doch da sich die Kranke sträubl, so verordne<br />

ich Lavcments von Ratauhia. Ihre Behandlung währte ungefähr<br />

14 Tage, als ich eines Tages ein Exanthem bemerke, welches<br />

eine confluirende syphilitische Roseola war. Bei weiterer Untersuchung<br />

finde ich eine Anschwellung der hinteren Cervical-<br />

Ganglien. Die Kranke hatte nächtliche Kopfschmerzen, und<br />

schon zeigten sich einige Kruslen auf dem Kopf. Ich konnte<br />

<strong>über</strong> die Natur dieser Erscheinungen nicht mehr im Zweifel<br />

sein. Ich musste nun die Genitalien untersuchen. Hier fand<br />

ich jedoch nichts, als einen sehr gelinden Uterinalcatarrh. Be-<br />

3'"'

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