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Briefe über Syphilis

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Hat man meine Competenz auch verworfen, als es sich<br />

darum handelte, mir die <strong>Syphilis</strong> einzuimpfen?<br />

Hat man da auch meinen Titel als Pharmaceuten vorgeschoben?<br />

Keinesweges. Kein Einwand ist mir gemacht worden<br />

und da ich mich nun seitdem besser unterrichtet habe durch<br />

die vielfach vou Herrn Puche und besonders von Herrn Ricord<br />

öffentlich angestellten Versuche und ihre Resultate vergleichen<br />

konnte, so habe ich meine Unwissenheit berichtigen können,<br />

die jenen heut als Argument dient. Ich habe aber gelernt, dass<br />

in einer grossen Anzahl von Fällen die Inoculation allein im<br />

Stande ist, das primitive Ecthyma von dem seeundären unter­<br />

scheiden zu lassen. Erst in demselben Augenblick aber, wo<br />

ich anstatt einer unvollständigen Beobachtung eine wissenschaftliche<br />

gebe, die zu Eurer Theorie nicht passt, wird von Euch<br />

meine Competenz in Abrede gestellt.<br />

Es kann demnach, geehrter Herr Redacteur, die Ueberz.eu-<br />

guug Ihrer Leser nur durch meine letzte Beobachtung geleitet<br />

werden.<br />

Zum Schluss noch ein Wort. Es wird stets zu bedauern<br />

sein, dass dieser wichtige Fall, der heut die ärztliche Welt durch­<br />

läuft, nicht nutzbarer für die Wissenschaft sein kann. Mir, der<br />

ich meine Gesundheit auf das Spiel gesetzt habe, wird diese<br />

Bemerkung wohl erlaubt sein. Warum ist. diese Inoculation<br />

nicht mit der ihr gebührenden Oeffcntlichkeit vorgenommen worden,<br />

wie ohne Zweifel es die Gewissenhaftigkeit des Herrn Vidal<br />

erforderte? Warum ist die Diagnose nicht vor der Inoculation<br />

zweifelsfrei festgestellt worden? Meine Gesundheit, die ich ohne<br />

Zagen und Bedingung als Terrain zur Verification hingab, konnte<br />

es wohl der Mühe werth erscheinen lassen, diese Diagnose noch<br />

von anderen competenlen und in der Materie erfahrenen Män­<br />

nern feststellen zu lassen.<br />

Die Genugthuung, zur Aufklärung einer wissenschaftlichen<br />

Frage gedient zu haben, würde mich hinreichend entschädigt<br />

haben für die Besorgniss, die durch das Schicksal der Impfung<br />

seeundärer Erscheinungen entstehen könnte.<br />

Empfangen Sie etc.<br />

Ch. Boudeville.

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