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Briefe über Syphilis

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die Entwicklung der Geschwüre bei den Thieren anführen.<br />

Wäre es denn etwa bei dem Menschen möglich gewesen, wenn<br />

hier kein grösseres Feld zur Beobachtung als bei den Quadrumanen<br />

vorgelegen hätte?<br />

Aber ungeachtet aller dieser Umstände ist ja doch Ein<br />

charakteristisches Merkmal vorhanden, das bisjezt noch nie<br />

täuschte: Es ist die Impfung; und Sie sind es, Herr Dr. Ricord,<br />

der in dieser Beziehung uns lehrt: „Zur Diagnose des<br />

Chankers tragen die Form, der Grund, die Umgebung,<br />

die Ränder durchaus nichts Charakteris­<br />

tisches bei; sein einziges und untrügliches Zeichen,<br />

sein sicherstes Merkmal ist die Ueberimpfung seines<br />

Eiters". Kann nach diesen Worten noch ein Zweifel obwalten?<br />

Und wenn nun Jene irren, welche dieses Kriterium<br />

als einzigen Beweis gelten lassen, so theilen Sie diesen Irrthum.<br />

Man konnte bei den früheren Impfversuchen an den Affen sagen<br />

(und man hat es gesagt): Wohl, es entwickelten sich Geschwüre,<br />

es waren aber keine Chanker. Man konnte Aehnliches auch<br />

jetzt sagen, so lauge die Impfung nicht vorgenommen wurde;<br />

man hat sie aber vorgenommen, ich war der Probestein, und<br />

die Probe ist vollkommen gelungen. Wenn hierin keine Beweiskraft<br />

liegt, so kann ich nur mit Ihnen wiederholen: die<br />

Impfungen waren unnütz. Wer ist es aber, der eine solche<br />

Idee einzuführen und annehmbar zu machen sucht? Wer ist<br />

es, der sich mit Ihnen, Herr Dr. Ricord, so in Widerspruch<br />

setzt, und Ihre früher aufgestellten Beweise für das Dasein<br />

eines Chankers zu nichte machen will? Es ist ein Wesen, dessen<br />

Name sich erst in jüngster Zeit in die <strong>Syphilis</strong> eingeimpft, das<br />

in dieser Bedeutung noch niemals auf die Bühne trat, es ist —<br />

die Ueberpflanzung (transplantation), für Ihre Lehre<br />

wohl mehr ein Feind als eine Hülfstruppe. Wie aber jede<br />

Gefahr schwindet, wenn man ihr fest in's Auge schaut, so<br />

wollen wir es auch hier machen uud unsern Gegner näher<br />

betrachten. Inspiciamus ab ovo! Was ist die Etymologie<br />

des Wortes: Ueberpflanzung? Pflanzen ist wohl nichts<br />

anders, als den noch schlafenden oder auch schon entwickelten<br />

Keim in einen Boden bringen, aus dem er Nahrung ziehen, in<br />

dem er Wurzel treiben und sich der Mutterpflanze gleich ent­<br />

wickeln kann; Ueberpflanzen ist dann nur die Benutzung eines

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