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Briefe über Syphilis

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106<br />

Zu der Inoculation, der ich beigewohnt habe und die an<br />

dem Herrn Dr. Robert von Welz vorgenommen wurde, ist eine<br />

neue Lancette genommen worden; der Spatel, mit dem der<br />

Eiter vom Allen entnommen wurde, war nicht neu.<br />

Seitdem hat Herr Robert von Welz eine neue Impfung mit<br />

neuen Instrumenten gemacht und auch diese ist geglückt.<br />

Den 9. und 10. Juni gar keine sichtbare Veränderung an den<br />

Impfstellen, so dass sie kaum wiederzufinden waren. Mit einem Uhrelas<br />

hatte ich sie nicht bedeckt. Am 12. Nachmittags ist die Epidermis<br />

an der Impfstelle als Bläschen mit flüssigem Inhalt und rothem<br />

Halo hervorgehoben. Dieses Bläschen macht den weiteren bekannten<br />

Verlauf. Herr Ricord, der das daraus entstandene Geschwür sah, sprach<br />

sich noch nicht bestimmt dar<strong>über</strong> aus, und machte auf mein Verlangen<br />

an demselben Tage (14.) am linken Arm einen Impfstich aus der zweiten<br />

Ulceration des Affen, die, wie oben gesagt, aus der ersten erhalten<br />

war. Die erste Ulceration, sowie der neue Impfstich, wurden unter<br />

ein Uhrglas gebracht Am 15. Nachmittags hatte die erste Ulceration<br />

sich vergrüssert, die Nacharschaft war stark entzündet, die Bewegungen<br />

sehr schmerzhaft. An der zweiten Impfstelle war ein Bläschen entstanden<br />

mit rothein Halo. Herr Ricord erkannte die erste Ulceration<br />

für einen Chanker und rieth mir die Cauterisation, die ich aber unterliess,<br />

weil ich gerade keine Zeit hatte. 16. Juni: die erste Ulceration<br />

vergrössert sich, die Entzündung nimmt zu; die zweite zeigt ein mit<br />

grünem Eiter gefülltes Bläschen. Ohne mir bekannte Ursache nahm ich<br />

an diesem Tage leichtes FVösteln und Hitze wahr, mit Abgeschlagenheit<br />

der Glieder und vagen Schmerzen in den Gelenken, Eingenommenheit<br />

des Kopfes, Appetitlosigkeit und dunkel gefärbten Urin. Andern Morgens<br />

ist wieder alles verschwunden. Ohne die Unabhängigkeit dieser<br />

Symptome von der Gegenwart der syphilitischen Geschwüre leugnen<br />

zu wollen, bin ich geneigt, falls ich constitutionelle <strong>Syphilis</strong> bekommen<br />

sollte, sie von diesem Tage an zu datiren. 18. Juni: die Geschwüre<br />

haben sich vergrössert. Herr Ricord stellt mich seinen Zuhörern vor,<br />

und, wie stets loyal und nobel und bereit Anderer Verdienste anzuerkennen,<br />

sollten sie auch mit ihm in Widerspruch stehen, erklärte er,<br />

dass die Versuche des Herrn Auzias gelungen seien und dass die Geschwüre<br />

an meinem Arme wirkliche Chanker wären. 19. Juni Abends,<br />

also nach zehn Tagen, wird der erste Chanker, unter Anwendung von<br />

Chloroform, mit Wiener Aetzpaste cauterisirt. Ebenso wurde der zweite<br />

Chanker nach zehn Tagen zerstört. Das umgebende Zellgewebe war<br />

entzündet und hart, aber man kann nicht bestimmen, eben wegen der<br />

Entzündung, ob diese Induration speeifisch war. Meine Gesundheit blieb<br />

unverändert. Am 17. Nachmittags bemerkte ich eine leichte Roseola<br />

auf meiner Brust, doch ist mir nicht klar, ob sie eine speeifische genannt<br />

werden kann. Ich stellte einen dritten Versuch an und impfte<br />

mich wieder aus der ersten Pustel des Affen, mit ganz neuen Instrumenten.<br />

Am dritten Tage beginnt die Pustelbildung. Am 7. Tage<br />

hatte das Geschwür seine ganze Ausdehnung erreicht und wird nach<br />

zwei AVochen Bestehens cauterisirt. Eine Anschwellung der Achsel-<br />

Ganglien ist nicht entstanden, noch sonst ein seeundäres Phänomen. —•

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