Briefe über Syphilis

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dergleichen Leute selten sein werden. Man muss, um sich zu
solchen Versuchen herzugeben, wirklich mehr Glauben zu den
Theoriecn haben als selbst der, welcher sie predigt, aber nicht
mit dem Beispiel vorangeht. Man will wissen, mancher Hesse
sich abhalten, sich zu impfen oder seine Impfung bekannt zu
machen, weil es ihm in der Welt hinderlich sein könne, namentlich
bei einer Heiralh! Das mag wahr sein und ich bestreite
nicht die Richtigkeit solcher Bedenken, aber mich wundert nur,
dass so triviale Bedenken bei diesen Wohllbätcrn des Menschengeschlechtes
Eingang linden. Die Schule des klugen Fontenelle
ist nicht todt, und es giebt wirklich noch Leute, die ihre Hände
voll von Wahrheilen haben, aber sie nicht öffnen.
Sei dem nun wie immer; um auf meine Wahrheit zurückzukommen,
behaupte ich, dass bei dem gegenwärtigeu Zustande
der Wissenschaft, das beste Mittel zur Vorbeugung der constitutionellen
Syphilis darin besieht, die Prirailiv-Erscheinung so
bald als möglich zu zerstören, wie ich schon früher bei den
Auseinandersetzungen über den Chanker gesagt habe.
Wenn man aber zu spät kommt, um auf die Abortiv-Methode
rechnen zu können, soll man dann unter allen Umständen
sich beeilen, eine allgemeine speeifische Behandlung eintreten
zu lassen? Schon lange habe ich mit Nein auf diese wichtige
Frage geantwortet. Der allgemein inficirende Chanker ist der
bei weitem seltenere Fall. Unter anderen Bedingungen findet,
wie immer die Zahl, die Dauer, die Wiederholung des Chankers
sein möge, die constitutionelle Vergiftung nicht Statt, uud eine
allgemeine Behandlung ist alsdann nicht allein unnöthig, sondern
kann bisweilen schädlich sein.
Einige Specialisteu, mit mir überzeugt, dass meistentheils
das primitive Geschwür allein schnell und gut heilt bei einfach
diätetischer Pflege oder einfacher Behandlung, wollen warten
und erst zu energischem, speeiiischem Verfällreu greifeu, wenn
der Beweis allgemeiner Vergiftung vorliegt, und die Behandlung
erst anslellen gegen die vorhandenen seeundären Symptome.
Andere erkennen die Notwendigkeit der Behandlung, sobald
der Chanker die Kennzeichen bietet, die ich oben hervorgehoben
habe, und haben auch nur die Absicht es gegen die offen­
bar vorhandenen allgemeinen Erscheinungen anzuwenden, nicht