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Briefe über Syphilis

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187<br />

Pathologie die constitutionelle <strong>Syphilis</strong> nicht als eine Diathese<br />

angesehen wird; und doch, giebt es wohl eine andere Diathese,<br />

die man besser charakterisirt nennen könnte? Giebt es eine an­<br />

dere allgemeine Krankheit, in der speciellere Symptome sich<br />

erzeugen, sich wiederholen und sich regelmässiger durch Erblichkeil<br />

fortpflanzen? Aber was hat man nicht Alles bestritten!<br />

Mau hat namentlich bestritten die Reihenfolge in der Entwicklung<br />

der verschiedenen constitutionellen Erscheinungen.<br />

Weiter zurück als Thierry de Hery, uneingedenk der weisen<br />

Lehren Fernel's, taub gegen die Stimme des genialen Hunter,<br />

will man heut behaupten, d.iss, wie ich Eingangs dieses <strong>Briefe</strong>s<br />

andeutete, die <strong>Syphilis</strong> vagabondirt und gesetzlos ist, sie, die<br />

so systematisch, so symmetrisch und so geordnet ist nach unse­<br />

rer Auffassung, dass ein berühmter Professor der allgemeinen<br />

Pathologie, Andral, eines Tages zu mir sagte, dass sie gewisser-<br />

massen einen Schlüssel für die ganze Pathologie abgeben<br />

könne.<br />

Es versieht sich dabei von selbst, dass, um diese Gesetzmässigkeit<br />

zu verstehen und zu würdigen, man die Krankheit<br />

in ihrem reinen Verlauf, frei vom Einflüsse der Kunst und den<br />

Modifikationen, die ihr durch therapeutische Eingriffe geworden<br />

sind, beobachten müsse. In diesem Fall, und die physiologische<br />

Schule hat uns hiezu vor eben nicht zu langer Zeit reiche<br />

Gelegenheit gegeben, sieht man Zufälle, die auf einander folgen,<br />

und die sich von einander unterscheiden je nach der Zeit ihres<br />

Auftretens, dem grösseren oder geringeren Alter der Infeclion,<br />

die verschieden sind durch ihren Sitz, ihre Anzahl, sehr oft<br />

durch ihre Gruppirung, ihre Form, ihre Dauer, ihren Verlauf,<br />

ihren Ausgang, ihren Einfluss auf Zeugung und Erblichkeit und<br />

endlich durch ihre mehr oder weniger grosse Empfänglichkeit<br />

für dies oder jenes Heilmittel, oder dies oder jenes Specificum,<br />

wenn sie es so genannt haben wollen.<br />

Die <strong>Syphilis</strong> kann man vergleichen mit einem Bande, das<br />

man mehr oder weniger schnell abrollt, dessen Farbcunüancen<br />

wechseln nach einer gewissen Anzahl von Touren und dessen<br />

freies Ende, das die Person, welche die Krankheit mitgetheilt<br />

hat, gehalten hat, nicht mehr dem anderen Ende gleicht, wel­<br />

ches an der Spule befestig ist, oder, wenn Sie so wollen, an<br />

dem Skelet des afficirten Menschen.

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