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Briefe über Syphilis

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wesen, wie ich sie Ihnen beschrieben habe, d. h. die Wirkung<br />

war unmittelbar, die Entwickelung ununterbrochen bis zur Bil"<br />

düng der Eclhymapustel.<br />

Aber giebt die künstliche Impfung stets diese ununter­<br />

brochene Reihe von Erscheinungen? Giebt es nicht Umstände,<br />

unter welchen zwischen der Inoculation und der Offenbarung<br />

der Erscheinungen ein Stillsland, ein Moment der Ruhe eintritt,<br />

wie bei der Impfung des Vaccine-Virus? Scheint es<br />

nicht, als ob bei der Contagion, wie sie auf gewöhnliche Weise<br />

erfolgt, stets eine gewisse Zeit verstreiche zwischen der Ein­<br />

wirkung der Ursache und der Manifestation der Wirkung?<br />

Ja; ohne Zweifel. Und das sind die Fälle, welche gewissermaassen<br />

die Theorie der Incubation rechtfertigen könnten.<br />

Wenn man aber sich die Mühe nimmt, diese Tbatsacheu auf­<br />

merksam zu prüfen, so sieht man, dass sie schlecht gedeutet<br />

sind. Ich versuche es, sie richtiger auszulegen und auf die vor­<br />

her aufgestellten Gesetze zurückzuführen.<br />

Ich habe schon erwähnt, dass mir meinerseits ähnliche<br />

Fälle bei nieinen stets öffentlich gemachten zahlreichen Ver­<br />

suchen nicht vorgekommen sind. Das kommt natürlicherweise<br />

von der Verfahrungsweisc, die jedes Mal dieselbe gewesen. Mein<br />

geehrter College Puche, der ebenso viel und vielleicht mehr als<br />

ich experimenlirt hat, hat nur ein oder zweimal die Erschei­<br />

nungen vom zweiten zum dritten Tag nach gemachtem Einstich<br />

erscheinen sehen. Jeder, der die Inoculation der <strong>Syphilis</strong> stu­<br />

dirt hat, weiss, dass wenn sie nicht gleich gelingt, sie <strong>über</strong>haupt<br />

negativ ist.<br />

Aber es ist begreiflich. dass bei einem zu oberflächlichen<br />

Einstich, wobei der Eiler auf eine kaum ihrer Epidermis beraubte<br />

Fläche deponirt wird, eine längere Zeit erforderlich sein<br />

kann, um die Theile zu durchdringen und die Wirkungen her­<br />

vorzurufen. So habe ich bei Herrn R. von Welz Folgendes<br />

gesehen. Er machte sich einen sehr oberflächlichen Einstich.<br />

der in den ersten Tagen keine Wirkungen zur Folge halte, so<br />

dass hier etwas einer Incubation Aehnliches vorhanden zu sein<br />

schien. Aber der zweite Stich, den ich ihm selbst machte,<br />

nahm den regelmässigen Verlauf. — Nun, was heisst das?<br />

könnten mir die Verfechter des Einflusses des ganzen Organis­<br />

mus antworten. Der erste Stich hatte eine langsame Enlvvicke-

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