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Briefe über Syphilis

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gehört vor allen anderen, dass man häufig an Orten, welche<br />

mit den ursprünglich ergriffenen Stellen in Contact sind, Con­<br />

dylome sich entwickeln sieht. Haben Kranke Condylome Anfangs<br />

auf der einen Seite des Scrotum, und es entwickeln sich<br />

dergleichen auf der inneren Schenkelfläche, oder sitzen sie seit­<br />

lich vom anus und entstehen alsdann auf der correspondirenden<br />

anderen Seite, so sind sie, wie die Anhänger dieser Meinung<br />

behaupten, durch Contagion entstanden. Diejenigen meiner Col­<br />

legen, welche dieser Ansicht sind — und es denken sehr hoch­<br />

gestellte so — vergessen nur einen kleinen Umstand. Sie be­<br />

denken nicht die Ursache, welche an der Entstehung des ersten<br />

Coudylornes Schuld ist, d. h. den Zustand constitutioneller In-<br />

fection, in welchem sich der Kranke befindet, ein Zustand, der<br />

auch ein zweites und drittes erzeugen kann, denn sie erscheinen<br />

nicht alle gleichzeitig. Der Umstand, dass es Lieblingsorle für<br />

ihr Erscheinen giebt, kann der Theorie der Contagion in nichts<br />

das Wort reden; und wenn es auch richtig ist, dass die Flächen<br />

der Haut, wo diese Gebilde vorzukommen pflegen, miteinander<br />

in Contact sind, so darf man nicht vergessen, dass hier gerade<br />

die Secretion lebhaft und scharf ist, dass hier die Beschaffenheit<br />

der Haut sich der Schleimhaut nähert, wie an den Geschlechts-<br />

theilen, am Anus etc. W ie will man ausserdem durch die Theorie<br />

der Contagion die Entstehung von Feigwarzen in einer und<br />

dann in der anderen Achselhöhle erklären?<br />

Ich bleibe also, bis das Gegentheil bewiesen, bei mei­<br />

ner Behauptung stehen, dass, wenn man contagiöse Feigwarzen<br />

zu sehen geglaubt, oder angenommen hat, dass sie primitiv<br />

seien, man einen diagnostischen Irrthum beging. Es wird nicht<br />

<strong>über</strong>flüssig sein, hier noch einmal daran zu erinnern, dass der<br />

Chanker in der Vernarbungsperiode oft wuchert, das Ansehen<br />

von Feigwarzen annimmt, und eine Metamorphose in situ er­<br />

leidet, die ihn seinem Ansehen und seiner Beschaffenheil nach<br />

zu einem wirklich seeundären Symptom, einer Feigwarze,<br />

macht. Hat man ihn nun nicht von Anfang an beobachtet,<br />

beachtet man nicht den Zustand der benachbarten Drüsen, so<br />

können die Reste der Ränder der ehemaligen Ulceration und<br />

der Grund eine solche Veränderung erlitten haben, dass die<br />

Diagnose sehr schwer zu machen ist. vorzüglich für weniger<br />

geüble Finger und unaufmerksame Augen. Bedenkt mau ferner<br />

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