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Briefe über Syphilis

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Arbeiters in unserer Wissenschaft hierdurch beleben könnte.<br />

Hier scheint mir eine reiche Saat Ruhines zu erndten*)-<br />

Aber ich gestehe, alle diese Ideen, welche mich lebhaft bewegen<br />

und reizen, gehören in das unbestimmte Gebiet der Hy-<br />

*) In Folge dieser von Ricord angeregten Idee macht Beau in<br />

No. 72 der Union medicale eine höchst interessante historische Mittheilung.<br />

Er hat nämlich in einem alten Schriftsteller „Lafosse <strong>über</strong> den<br />

wahren Sitz des Rotzes bei Pferden, Paris 1749" in der Vorrede eine<br />

Stelle gefunden, welche auf bemerkenswerthe Weise der Ricord'schen<br />

Muthmassung die Hand bietet.<br />

„Ich glaubte, sagt Lafosse, dass es nicht nutzlos wäre, historische<br />

Untersuchungen bei älteren Schriftstellern zu machen, um den Ursprung<br />

und Fortschritt der Rotzkrankheit zu entdecken. Ich fand mich in<br />

meinen Erwartungen aber sehr getäuscht und war sehr <strong>über</strong>rascht, da<br />

ich gewahr wurde, dass diese Krankheit den Alten nicht nur nicht bekannt<br />

ist, sondern dass sie wirklich neu ist und in Europa zuerst gegen<br />

das Jahr 1494 erschien." Und an einer anderen Stelle sagt er: „Es<br />

war bei Gelegenheit der Belagerung von Neapel nach Rückkunft der<br />

Spanier von der Entdeckung Amerika's, dass die Rotzkrankheit der<br />

Pferde zum erstenmal erschien. Parazzez ist der erste Schriftsteller,<br />

der ihrer erwähnt. Er war selbst bei jener Belagerung zugegen und<br />

spanische Schriftsteller sind es auch zuerst, welche die Geschichte dieser<br />

Krankheit, damals muormo (jetzt muermo) genannt, geschrieben<br />

haben."<br />

Das Werk des Parazzez war bis jetzt in französischen Bibliotheken<br />

nicht aufzufinden. Die Sache weiter zu verfolgen liegt zunächst den<br />

spanischen Gelehrten ob, und hoffen wir, dass sich einer oder der andere<br />

derselben die Mühe nicht verdriessen lässt. Dass diese nicht umsonst<br />

sein werde, lässt sich daraus wenigstens vermuthen, dass Lafosse<br />

ein von seinen Zeitgenossen geschätzter und geachteter Schriftsteller<br />

ist. Huzard (1786 Journal de Vandermonde) spricht mit grosser Achtung<br />

von ihm und setzt bei Gelegenheit einer Recension des obigen<br />

AVerkes nicht den geringsten Zweifel in die Angaben des Lafosse; nur<br />

bemerkt er, dass nicht 1494 die Krankheit zuerst erschienen sei, sondern<br />

wahrscheinlich schon von Vegece unter der Benennung malleus<br />

humidus, morbus humidus, profluvium atticum beschrieben sei. Dies<br />

hindert aber keinesweges die Richtigkeit der Angabe, dass bei Gelegenheit<br />

der Belagerung von Neapel die Krankheit in dem Umfange exacerbirt<br />

sei, um den damaligen Beobachtern als eine neue zu erscheinen,<br />

und schliesst die nach den Erfahrungen der neueren Pathologie<br />

aufzustellende Vermuthung von einer directen Uebertragung auf Menschen<br />

und Fortpflanzung durch diese, in grossartigem Maasstab, nicht<br />

aus. Es ist auch möglich, dass das Clima Italiens der Uebertragung<br />

auf Menschen besonders günstig ist. Vielleicht spricht dafür die von<br />

Beau angeführte Beobachtung aus den Annali universali di medicina<br />

d'omodei (1822), nach welcher durch ein rotzkrankes Pferd 11 Menschen<br />

inficirt wurden. Um wie viel mehr wäre dies möglich bei dem<br />

Confluxus einer Belagerung im 15ten Jahrhundert. Wir sind gespannt<br />

auf weitere Erörterung dieses interessanten Gegenstandes durch Thatsachen!<br />

.

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