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Briefe über Syphilis

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Ich begreife nicht, wie ein so strenger Beobachter wie Martins,<br />

der mit mir anerkennt, dass der Tripper ganz gewöhnlich<br />

aus Ursachen entsteht, die nichts gemein haben mit der <strong>Syphilis</strong>,<br />

der mit logischer Notwendigkeit weiter folgert, dass die<br />

Blennorrhagie als Antecedens der <strong>Syphilis</strong> äusserst selten ist,<br />

und dass mithin der Chanker «las häufigste Antecedens derselben<br />

ist, ich begreife nicht, sage ich, wie er, um zu dem Schluss<br />

zu gelangen, dass ein „einfacher" Tripper <strong>Syphilis</strong> erzeugen<br />

könne, sich befriedigt findet, wenn er aus seinen 60 Beobachtungen<br />

drei hervorhebt, von denen ich namentlich eine hier bei­<br />

bringen muss:<br />

„Ein Pharmaceul, 23 Jahre alt, bekommt einen Tripper,<br />

der ihn so wenig incommodirt, dass er seinen Geschäften weiter<br />

nachgeht. Er geht auch auf die Jagd und pflegt sogar des<br />

Beischlafs. Da bekommt er eine Orchitis, die ihn zwingt sich<br />

zu halten. Der Tripper heilt nach sechs Monaten. Sieben Jahre<br />

nachher erscheint ein Geschwür au der Oeffuung des linken<br />

Nasenloches, ein zweites an der inneren Fläche der Unterlippe.<br />

Die Ulccralionen schreiten fort und nehmen die Hälfte beider<br />

Lippen beiderseits ein. Theilweis heilen sie, doch brechen sie<br />

au anderen Punkten wieder auf. Die Geschwüre haben abge­<br />

rundete, scharf abgeschnittene Ränder, die Narben sind mit<br />

feiner, rother Haut bedeckt. Der Kranke heilte in den Sälen<br />

des Herrn Biett in einem Monat bei dem Gebrauch des Queck-<br />

silberjodürs. Soll man meinen, dieser Kranke, der sich selbst<br />

aufmerksam beobachtete und halb Arzt war, habe Chanker gehabt,<br />

ohne sie zu sehen?"<br />

Ja sicher, er hat Chanker gehabt und sehr gut charakterisirte,<br />

wie aus der Beschreibung des Herrn Martins hervorgeht.<br />

die der Kranke aber ihres ungewöhnlichen Sitzes halber nicht<br />

sah und nicht erkannte. Wie er dazu gekommen, dar<strong>über</strong> wird<br />

Herr Jlartins mich nicht befragen wollen. Er weiss eben so<br />

gut als ich, wie man dazu kommen kann und auch wie unser<br />

Pharmaceut, um nicht maliciös zu werden, in seinem Geschäft<br />

dazu gekommen sein kann.<br />

Sie wissen, lieber College, dass Chanker an ungewöhnlichen,<br />

schwer zu entdeckenden Stellen weniger selten sind als<br />

man gewöhnlich glaubt. Ich habe Ihnen in meinem vorigen<br />

Brief ein solches Beispiel mitgetheilt. Hier einige andere:

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