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Briefe über Syphilis

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Kunst, je nach Ort und Zeil, sie es verstellt ihren Haarschmuck<br />

zu entfernen, sich zu bleichen oder sich mit ihrer kupferfarbenen<br />

Schiniuke zu bedecken; endlich haben Sie sie oberflächlich,<br />

leicht und zerstreut, in ihrem Auftreten ernster, tiefer, schwerer<br />

werden sehen, je älter sie wurde. Und alles das ist, wie die<br />

Existenz dessen, den sie ergreift, Störungen unterworfen, die<br />

nicht immer in der Natur der Krankheit begründet sind, son­<br />

dern im Gegentheil oft das Resultat accidentcller Ursachen sind,<br />

und speciell oft das Produkt einer Behandlung.<br />

Die <strong>Syphilis</strong> isl ohne Zweifel eine der Krankheiten, gegen<br />

welche die Kunst am meislen vermag. Mancher leichtgläubige<br />

und wenig erfahrene Arzt glaubt sogar, wie das Publikum, dass<br />

die Medizin slets allmächtig sein müsse und dass, wenn die<br />

Krankheit Widerstand leistete, wuchs, oder wieder erschien,<br />

wenn sie einmal bekämpft wurde, dies stets den Aerzfen und<br />

nicht den Mitlclu zugeschrieben werden müsse. Sie haben vor<br />

Kurzem in einem medicinischen Journal einen unserer Collegen<br />

mit einer wunderbaren Sicherheit verkünden hören, dass keine<br />

einzige <strong>Syphilis</strong> hundertundzehn Dupuytren'schen Pillen Wider­<br />

stand leisten könne. Potz! hundert und — ich weiss, manch<br />

Einem wird es schwer werden, hier eine wenig salonmässige<br />

Redensart zu unterdrücken.<br />

Ich will uud kann Ihnen keine vollsländige Abhandlung<br />

<strong>über</strong> Therapie der <strong>Syphilis</strong> schreiben. Ich will nur, wie ich<br />

es bei den anderen in diesen <strong>Briefe</strong>n berührten FYagen lhat,<br />

von der Behandlung in ihren aller allgemeinslen Beziehungen,<br />

namentlich in Rücksicht auf die von mir aufgestellten Theorieen<br />

sprechen.<br />

Die constitutionelle <strong>Syphilis</strong> ist sicherlich eine der grossen<br />

Calamitäteu des menschlichen Geschlechts; glücklicherweise ist<br />

sie trotz ihrer Häufigkeit noch relativ selten im Gegensatz zu<br />

der Gelegenheit, die ihr zu ihrer Entwicklung geboten wird.<br />

— Kann nicht jeder syphilitisch werden, der es möchte! — wie<br />

einer unser alten Lehrer, der alle Professor Dubois sagte. Diese<br />

Immunität fanden wir in gewissen Idiosyncrasieen, und da die<br />

Beobachtung lehrt, dass man nicht zweimal Constitutionen syphilitisch<br />

wird, dass man nicht zweimal von indurirten Chan-<br />

kern heimgesucht wird, die jedesmal von constitutioneller <strong>Syphilis</strong>,<br />

wie wir sie heut kennen, gefolgt ist, so dürfen wir

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