Briefe über Syphilis

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Die Inoculationspusleln zeigten an ihrer Basis eine phlegmonöse
Entzündung, wie das häufig vorkommt, und die von unerfah­
renen Beobachtern häufig mit specifischer Induration verwech­
selt wird. Die Lymphganglien der Achselhöhlen waren auf
keiner der beiden Seiten angeschwollen.
naten die jetzt bestehenden Geschwüre erschienen, die nicht indurirt
sind. Erst seit einem Monat hat er keinen Umgang mehr mit dem
Frauenzimmer gehabt. Seit 5 bis (i Tagen hat er Halsschmerzen. Aus
dem Geschwür am Scrotum wurden zwei Impfungen auf die Schenkel
des Kranken vorgenommen, die die Charaktere von Chankern zeigten.
Sie wurden cauterisirt, vernarbten und der Kranke verliess leider das
Hospital. Aus der Impfpustel des linken Schenkels wurde die Impfung
auf den Affen vorgenommen. Herr Auzias wählte dazu den Helix des
rechten Ohres und machte am 5. Juni 11 Uhr Morgens zwei Impfstiche,
den einen unterhalb des anderen. Da bisher die Impfungen nicht gelungen
waren, so ist es wichtig, das Verfahren genauer zu besprechen.
Es muss eine Stelle, wo die Haut fein und möglichst wenig Haare vorhanden
sind, und wohin das Thier nicht lecken kann, ausgesucht
werden. Zur Operation selbst wird eine Scheere und ein Spatel genommen.
Herr Auzias macht mit der Scheere einen feinen Einschnitt
in die Epidermis und legt so die Cutis bis auf 1 Millimetrc ungefähr
bloss. Die Stelle darf kaum bluten, weil sonst das Virus weggespült
werden würde. Auf diese Stelle wird das Virus deponirt und mit
einer andern Quantität Virus fortwährend befeuchtet, etwa 3 Minuten
lang, damit eine Gerinnung des exsudirenden Serums nicht das Virus
einhülle und zu wirken hindere, oder, wenn man kein Virus mehr hat,
mit Wasser oder Speichel. Am 6. Mai waren die Impfstellen etwas
erhöht und mit einem rothen Hof umgeben. Am andern Morgen 11 Uhr
zeigt sich an einem der Stiche eine kleine Blase, bei dem andern zeigt
dieselbe sich erst Abends 5 Uhr. Der Inhalt erst klar, wird bald eiterähnlich
und undurchsichtig. S. Juni 11 Uhr: die beiden kleinen Pusteln
sind zusammengeflossen und mit brauner Kruste bedeckt, am
Rande eine eitrige Flüssigkeit. 9. Juni: derselbe Zustand. Aus dieser
Ulceration wird eine neue Impfung an der hinteren Seile des Ohres
vorgenommen. 10. Juni: die Ulceration des Delix isl grösser geworden
und hat das Ansehn eines Chankers, unegalen, speckigen Grund,
scharfe Ränder etc. An der zweiten Impfstelle hinter dem Ohr ein
Bläschen, verläuft wie die erste. Nachdem sich diese Geschwüre noch
einige Zeit vergrössert haben, werden sie kleiner und vernarben. Es
zeigte sich vor zehn Tagen noch eine gewisse Härte in der Narbe, die
jetzt verschwindet. Die Gesundheit des Thieres ist nicht weiter gestört.
Das durch Impfung entstandene Geschwür war also ein Chanker.
Um dies festzustellen und die Uebertragungsfähigkeit von Thier auf
Mensch zu untersuchen, machte ich an mir selbst eine Impfung. Ich
bin 33 Jahre alt, von robuster Constitution, sanguinisch-cholerischem
Temperament, stets gesund, in specie bisher nie syphilitisch gewesen.
Am 9. Juni machte ich an der äussern Seite des rechten Vorderarmes
die erste Impfung, aus der ersten Impfstelle des Affen, die Lancette
so oberflächlich unter die Epidermis führend, dass nicht die geringste
Färbung durch Blut entstand.