Briefe über Syphilis

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das Sorgfältigste alle venerisch afficirtcn Flächen zu untersuchen
und mit Genauigkeit den Zustand der Gewebe, welche Absonderungen
lieferten, festzustellen.
Nachdem diese Bedingungen erfüllt waren, musstc ich alle
Erscheinungen, die für venerisch gelten, studiren und sie mit
anderen krankhaften Absonderungen vergleichen.
Ich begann mit der Blennorrhagie.
Sie begreifen, lieber Freund, dass ich voraussetze meinen
Lesern sei bekannt, wie die Frage über die Blennorrhagie zu
der Zeit, als ich meine Untersuchungen unternahm, stand. Noch
einmal, ich schreibe hier kein bändereiches Geschichtswerk,
nur einen einfachen und schnellen Ueberblick über meine Anschauungen
und die von mir gefundenen Thatsachen.
Ich versuchte also mittelst des Experimentes die schon
durch die Beobachtung verschiedentlich gelöste Frage:
Liegt der Blennorrhagie eine speeifische Ursache zu Grunde?
Hunter lehrte, dass der Eiter des Chanker geimpft, Chanker
erzeugt. Wenn die Blennorrhoe durch eine speeifische Ursache
entsteht, folgerte ich weiter, so muss also der citrige
Schleim, welchen die Blennorrhoe absondert, ähnliche Erscheinungen
hervorrufen, wie die, welche die Impfung des Ch ankereite
rs bedingt.
Um jedoch das Resultat zu sichern, um es frei zu machen
von jeder Complication und jedem möglichen Irrthum zu entziehen,
musste ich zunächst nur Impfungen vornehmen mit dem
eitrigen Schleim vollkommen einfacher Blennorrhöen, ich musste
diesen Schleim von einer Fläche entnehmen, welche vollkommen
frei war von jeder Ulceration, und Sie sehen ein, wie unersetzlich
hier gerade die Anwendung des Speculum war. Ohne
dies Instrument wären diese Versuche unmöglich gewesen.
Also, diese ersten Versuche, die in grosser Anzahl wiederholt
und lange und mit Ausdauer fortgesetzt wurden, ergaben
mir ein allgemein gültiges Resultat, das ich hier formuliren
will, als
Grundsatz:
So oft man eitrigen Schleim einer nicht ulcerirten
Fläche entnimmt, sind die Resultate der Impfung
negativ.
Alle Experimentatoren nach mir sind, wenn sie denselben