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Briefe über Syphilis

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zeit haben. Die Grenzen der Incubationszeit können bestimnv<br />

ter präcisirt werden bei den Pocken, der Vaccine, dem Scharlach,<br />

den Masern, der Hundswuth. Die schönen Untersuchuu«<br />

gen Aubert-Roche's haben auch für die Pest die Grenze kennen<br />

gelehrt, die acht Tage nicht <strong>über</strong>steigt. Mit der Blennorrhagie<br />

ist es ein ander Ding, wie Sie sehen. Hier ist keine<br />

bestimmte Grenze vorhanden<br />

Wie ist es denn um diese Incubation der Blennorrhagie,<br />

die ich, wie noch neuerlich behauptet wurde, leugne? Wir<br />

müssen uns verständigen. Es ist nur ein Wortstreit. Ich leugne<br />

nicht, was evident ist; folglich fällt es mir nicht ein zu leugnen,<br />

dass zwischen der Einwirkung der Ursache und der Erscheinung<br />

der ersten Symptome der Blennorrhagie nicht eine<br />

mehr oder weniger lange Zeit verfliesse. — Aber ist das eine<br />

eigentliche Incubation? Hat sie etwas gemein mit der des Variola-<br />

oder Vaccine-Giftes? Das leugne ich und erkläre diesen<br />

mehr oder weniger langen Zeitraum durch Disposition, durch<br />

eigeiithümliche Empfindlichkeit der Gewebe, welche die Einwirkung<br />

der Ursache erfahren haben. Ich sehe hier keine andere<br />

Incubation, als bei einer Erkältung der Füsse und der Erscheinung<br />

eines Schnupfens. Man schnaubt nicht unmittelbar nach<br />

der Erkältung der Füsse einen eitrigen Schleim, sondern es verläuft<br />

ein gewisser Zeitraum zwischen beiden Acten. Nennt man<br />

das eine Incubation? Warum also sich eines solchen Ausdruckes<br />

für die Blennorrhagie bedienen?<br />

Ist es nicht rationeller, in den Fällen, wo die Blennorrhagie<br />

erst erscheint lange nachdem man sich der präsumtiven Ursache<br />

ausgesetzt hat, hier eine andere Ursache anzunehmen, die<br />

unbekannt bleibt, als eine Incubation zu behaupten, die nichts<br />

erklärt und nichts rechtfertigt? Gilt nicht dasselbe von fast<br />

allen Entzündungen? Kann man stets die directe Ursache einer<br />

Pneumonie, einer Arthritis, einer Phlegmone ergründen?<br />

Zweifelsohne ist beim Manne der Beischlaf die häufigste<br />

Ursache zur Blennorrhagie, aber es wäre ein gewaltiger Irrthum,<br />

wollte man deshalb alle Blennorrhagieen auf eine virulente Ursache<br />

zurückführen. Ich könnte Ihnen sehr sonderbare Fälle<br />

citiren, die das Gegentheil beweisen. Aber ich verweise den<br />

Leser auf die interessante Bemerkung zum vorigen Brief.<br />

Aus dieser exclusiven Manier, die Aetiologie der Blennor-

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